Milliarden-Chipfabrik in Dresden: Bosch startet automatisierte Testproduktion

Boschs Dresdner Milliarden-Fab geht in die heiße Phase – bis zum Jahresende soll die Serienproduktion für Auto-Chips beginnen.

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(Bild: Bosch)

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Seite Ende Januar 2021 produziert Bosch Siliziumchips in seiner neuen Dresdner Produktionsstätte. Es handelt sich zunächst um recht simple Halbleiterelemente für Autos, die im zweiten Schritt ab diesem März komplexer werden sollen. Die formelle Standorteröffnung und Serienproduktion visiert das Unternehmen bis zum Jahresende an.

Der Bau begann im Sommer 2018 und hat rund eine Milliarde Euro gekostet. Das fertige Werk bietet eine Nutzfläche von fast 72.000 m² und ist bereit für Fertigungstechnik bis 65 Nanometer – das ist ein recht alter Fertigungsprozess, reicht für viele Auto-Chips aber völlig aus.

Förderungen erhielt Bosch aus dem milliardenschweren Rahmenprogramm für Forschung und Innovation "Mikroelektronik aus Deutschland – Innovationstreiber für die Digitalisierung", das wiederum Teil des EU-weit koordinierten Important Project of Common European Interest (IPCEI) für Mikroelektronik war. Dieses Jahr rollt der Nachfolger IPCEI Mikroelektronik II an, in dessen Rahmen die EU bis zu 145 Milliarden Euro investieren will.

Boschs Dresdner-Chipfabrik (11 Bilder)

(Bild: Bosch)

Bisher baut Bosch in Dresden laut Mitteilung Komponenten-Prototypen, die etwa in Gleichspannungs-Wandlern von Elektro- und Hybridfahrzeugen zum Einsatz kommen sollen. Mit rund 250 Arbeitsschritten und einer sechswöchigen Produktionszeit vom 300 mm großen Silizium-Wafer bis zum fertigen Chip handelt es sich um vergleichsweise simple Halbleiterelemente.

Noch in diesem Monat will Bosch die Testproduktion von komplexeren integrierten Schaltungen mit circa 700 Prozessschritten und einer zehnwöchigen Fertigungsdauer beginnen. Solche anwendungsspezifischen integrierten Schaltungen (ASICs) verarbeiten beispielsweise Sensorsignale und steuern Assistenzsysteme. Zudem hat sich Bosch auf den Bau Mikro-Elektromechanischer Systeme (MEMS) spezialisiert, die in Autos als Antiblockiersysteme (ABS), Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) oder Schräglagesensoren in Motorrädern zum Einsatz kommen.

Bis zum Jahresende peilt Bosch den Beginn des Regelbetriebs in Dresden an. Die Fertigungsstätte konkurriert in Sachen Prozesstechnik zwar nicht mit TSMC und Samsung, soll bei der Automatisierung aber zu den modernsten der Welt gehören. Roboter übernehmen dabei alle Fertigungsschritte – bis zu 700 Mitarbeiter überwachen die Produktion und warten die Maschinen. Das sind 300 mehr, als Bosch vor 2,5 Jahren in Aussicht gestellt hatte.

(mma)