Milliarde für die Chip-Industrie: Bosch will in Dresden fertigen

Die Bundesregierung will Mikroelektronik hierzulande bis 2020 mit einer Milliarde Euro subventionieren; davon profitieren unter anderem Globalfoundries, Infineon und Bosch in Dresden.

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MEMS-Beschleunigungssensor von Bosch

MEMS-Beschleunigungssensor von Bosch unter menschlichem Haar.

(Bild: Bosch)

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Mit dem milliardenschweren Rahmenprogramm für Forschung und Innovation "Mikroelektronik aus Deutschland – Innovationstreiber für die Digitalisierung" will die Bundesregierung die Chip-Branche stärken. Bis 2020 stehen dabei Fördermittel in Höhe von 1 Milliarde Euro bereit, die zusätzliche Investitionen der Industrie von 2,3 Milliarden Euro stimulieren sollen.

Die Subventionen haben bereits konkrete Folgen: Laut einem Bericht der Sächsischen Zeitung will Bosch in Dresden eine Fab aufbauen, die Sensoren und Mikro-Elektromechanische Systeme (MEMS) produziert und bis zu 400 Arbeitsplätze schafft. Auch Globalfoundries nutzt diese Mittel sowie 90 Millionen Euro sächsische Landesmittel für innovative Produktionsanlagen für 22FDX-Chips.

Die Förderung ist EU-weit koordiniert, denn die Mikroelektronik ist ein "wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse". Für solche Important Projects of Common European Interest (IPCEI) gelten besondere Regeln, beispielsweise höhere Subventionsanteile.

Auch in anderen Staaten wird die Ansiedelung von Chip-Fabs und Halbleiterforschungseinrichtungen subventioniert. Die Verflechtungen mit der Politik können sehr eng sein, wie das Beispiel des in Südkorea inhaftierten Samsung-Erben zeigt. Globalfoundries wiederum gehört indirekt dem Staatsfonds Mubadala aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

MEMS-Mikrofon der Bosch-Tochter Akustica

(Bild: Akustica)

Bosch beziehungsweise die Tochterfirma Bosch Sensortec fertigt seit Jahren MEMS, die außer als Beschleunigungs- oder Gyro- beziehungsweise Drehratensensoren sowie als Mikrofone in Smartphones auch in der Kfz-Elektronik zum Einsatz kommen.

Typische Automotive-Anwendungen sind Antiblockiersysteme (ABS), Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) oder Schräglagesensoren in Motorrädern. Schon 2015 meldete Bosch die Produktion von insgesamt mehr als 5 Milliarden MEMS und für autonome Fahrzeuge spielen sie eine noch größere Rolle.

Bisher fertigt Bosch MEMS am Standort Reutlingen. In Dresden betreibt Bosch Sensortec aber bereits eine Entwicklungsabteilung.

Bosch ist auch Mitglied des Forschungsverbunds Productive4.0 unter Führung von Infineon; auch dorthin fließen Fördermittel in Höhe von 51 Millionen Euro.

Im April haben elf Institute des Fraunhofer-Verbunds Mikroelektronik gemeinsam mit zwei Instituten der Leibniz-Gemeinschaft die virtuelle "Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland" mit über 2000 Wissenschaftlern gegründet. Hierfür gibt es weitere 350 Millionen Euro aus der Staatskasse.

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(ciw)