ARD begrüßt EU-Richtlinien für elektronische Kommunikation

Nach dem Willen der EU sind die Mitgliedsstaaten angehalten, offene Standards zu fördern -- auch beim Digital-TV etwa mit MHP, meint der ARD-Vorsitzende.

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Von
  • Sven Hansen

Als "wichtigen Schritt nach vorn" hat der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen die neuen EU-Richtlinien für die Übertragungswege der elektronischen Kommunikation in Europa bezeichnet. Nach einer Abstimmung des Europäischen Parlaments, in der auch das Recht der EU-Kommission, in nationale Telecom-Regulierungen einzugreifen, festgelegt wurde, sind die Mitgliedstaaten künftig verpflichtet, die Nutzung einer offenen Schnittstelle auf allen Plattformen zu fördern. Pleitgen erklärte, erst wenn sämtliche digitalen TV-Plattformen und -Programmanbieter eine einheitliche Norm verwendeten, sei sichergestellt, dass die Zuschauer über jedes Empfangsgerät auch alle interaktiven Angebote nutzen könnten. Erst kürzlich konnte die MHP-Fraktion die Einführung des offenen Standards auf dem US-Markt verkünden.

Der ARD-Vorsitzende begrüßte auch die Ankündigung des zuständigen EU-Kommissars Erkki Liikanen, sich weiterhin für Multimedia Home Platform (MHP) als einheitlichen Standard in Europa einzusetzen. Bereits im August hatte er auf einem Treffen in Helsinki mögliche Wege zu einer europaweit einheitlichen Regelung erläutert. Jetzt müsse die Politik dafür sorgen, dass im deutschen Kabelnetz geplante neue digitale TV-Plattformen wie zum Beispiel die von Liberty Media von Anfang an MHP-fähig sein müssten.

Liberty, das rund 60 Prozent der Kabelnetze der Telekom gekauft hat, will beim digitalen Decoder auf MHP verzichten und einen geschlossenen Standard mit eigenen Decoderboxen etablieren. MHP sei nicht offen genug, erklärte Liberty-Chef Jon Malone bei seinem ersten Deutschland-Besuch: "Wir wollen nicht so enden wie die PC-Hersteller." Die Computerbauer hätten von Microsoft zunächst ein "billig erscheinendes" DOS als Betriebssystem erhalten und seitdem die teuren Windows-Nachfolge-Generationen kaufen müssen. Konkrete Vorbehalte bei MHP hat Malone vor allem gegen Java. Dass der Hard- und Softwarehersteller damit aber einen Fuß bei MHP in der Tür habe, könnte sich für die Kabelfirmen als großer Nachteil herausstellen, erläuterte Malone. (sha)