Yellouts letzter Schrei

Die Dienstleistungsplattform, die als Fortsetzung der Gelben Seiten im Internet geplant war, ist pleite.

vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Berliner Yellout AG, eines der bekanntesten Internet-Startups der Hauptstadt, hat am gestrigen Donnerstag Insolvenz angemeldet. "Es machte keinen Sinn mehr, gegen diesen Markt anzutreten", erläuterte Patrick Setzer, einer der Gründer und bislang Vorstandsvorsitzender der Dienstleistungsplattform, die "traurige" Entscheidung im Gespräch mit heise online. Der Jungunternehmer hatte in den vergangenen Monaten händeringend nach einer Finanzspritze gesucht, nachdem die bescheidenen über den Netzmarktplatz erzielten Umsätze das Überleben der Firma noch nicht sichern konnten und die aufgenommenen 10 Millionen Mark Wagniskapital verbraucht waren. Doch wie zahlreiche andere Gründer von Internet-Firmen musste er die Erfahrung machen, dass die Investoren inzwischen taub sind für die Bedürfnisse der Branche.

"Wir töten die Gelben Seiten", lautete der Kampfschrei, mit dem Setzer und seine Mitstreiter im Herbst 1999 zur Hochzeit des Hypes rund um die "Infomediaries" und Serviceportale in die wilde Web-Welt eintauchten. Die Erlebnisse des ersten hektischen Startup-Jahres beschrieb der Yellout-Chef, die Sache trotz des marktschreierischen Namens relativ ruhig anging, in seinem "Gründertagebuch" in der inzwischen auch eingeschmolzenen Netzbeilage der Welt. Wieder ein Jahr später weiß Setzer, der anders als viele Kollegen weder Millionen für TV-Werbung verpulverte noch von heute auf morgen in ganz Europa expandierte, dass sich das Internet geschäftlich gesehen immer noch "im Forschungs- und Entwicklungsstadium" befindet. "Die Business-Modelle kristallisieren sich erst noch heraus."

Das Geschäftsprinzip von Yellout hält der knapp 30-Jährige nach wie vor mittelfristig für tragfähig. Auch die Software, die vor anderthalb Jahre ans Netz ging, habe funktioniert. Momentan werde allerdings "wahllos" alles plattgemacht von den kurzfristigen Investoren, die keine Deals mit Dot.coms mehr machen. "Da wird aktiv Wert vernichtet", sagt Setzer. Volkswirtschaftlich sei das ein "Trauerspiel". Obwohl der Gründer als Vorstand bereits entlassen wurde, will er nun gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter einen Käufer für die Plattform finden. Die rund 25 verbliebenen Mitarbeiter sollen zunächst weiter beschäftigt werden, um das System am Laufen zu halten.

Ursprünglich hatte Setzer vorgesehen, bereits Anfang 2001 die Gewinnschwelle zu überschreiten. Genaue Zahlen über die mit Hilfe von Yellout eingefädelten Vermittlungsdienste hat die Firma jedoch bis heute nicht veröffentlicht. Auch die Eröffnung des Business-to-Business-Marktplatzes Yellout Pro, die Vermittlung öffentlicher Ausschreibungen und im Sommer eingefädelte Kooperationen mit viel frequentierten Websites wie msn.de, freundin.com, n-tv.de oder preisauskunft.de spülten nicht genug Geld in die Kasse. Selbst das vor einem Jahr gestartete Vorhaben, über politische Talkrunden Aufmerksamkeit zu erzielen, brachte nicht die gewünschten Erfolge. (Stefan Krempl) / (jk)