Der Axel-Springer-Verlag, das liebe Geld und die digitalen Medien

Es sei wichtig, meint der designierte Springer-Chef Mathias Döpfner, die großen Marken des Verlags mit "attraktiven Angeboten" in digitale Vertriebswege zu transferieren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der designierte Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags, Mathias Döpfner, strebt eine deutlich höhere Umsatzrendite im Unternehmen an. "Im absoluten Boomjahr 2000 lag die Umsatzrendite des Verlages nur bei bescheidenen 3,4 Prozent. Auf diesem Niveau ist Wachstum nicht finanzierbar", sagte Döpfner am Freitag bei der Betriebsversammlung in Hamburg. Übergeordnetes Ziel sei eine nachhaltige Steigerung der Profitabilität. Den Worten wird der Verlag auch gleich entsprechende Taten folgen lassen: Im Zuge eines Rationalisierungsprogramms baut das größte Zeitungshaus Europas, in dem unter anderem die Bild-Zeitung und die Welt erscheinen, bis Ende 2003 zehn Prozent seiner mehr als 14.000 Arbeitsplätze ab.

Auf dem Rendite-Niveau von 3,4 Prozent träfen den Verlag Krisen so, "dass wir schnell in die Verlustzone rutschen, so wie in diesem Jahr", sagte Döpfner, der im Vorstand für Zeitungen zuständig ist. 2001 fällt erstmals in der 50-jährigen Verlagsgeschichte ein noch nicht bezifferter Verlust an. Das operative Ergebnis soll aber positiv werden. Im Vorjahr war das Konzernergebnis um mehr als ein Drittel auf 98 Millionen Euro eingebrochen.

Zur Erhöhung der Rendite setzt Döpfner, der am 1. Januar 2002 als Nachfolger von August "Gus" Fischer das Ruder übernimmt, auf drei Ziele: Marktführerschaft im deutschsprachigen Kerngeschäft, Internationalisierung sowie Digitalisierung im Kerngeschäft. Investitionen im deutschsprachigen Kerngeschäft würden künftig nur in Bereichen getätigt, in denen der Verlag eine führende Rolle einnehmen könne. Neben der Zusammenlegung der Print-Redaktionen von Welt und Berliner Morgenpost, die in der Branche für einige Aufregung sorgte, wird Springer beispielsweise auch die Online-Redaktionen einiger seiner wichtigsten Titel unter einem Dach zusammenführen.

Nach Döpfners Worten bieten die Printmedienmarken die größten Ausbaupotenziale. Es sei außerdem wichtig, die großen Marken des Verlags mit "attraktiven Angeboten" in digitale Vertriebswege zu transferieren. Dies gelte für das Internet, aber auch für Telefondienste, SMS-Applikationen, Radio, Bewegtbild- oder Fax-Services, führte Döpfner aus. Das Prinzip für den Digitalisierungsprozess laute "eine Marke auf möglichst vielen Vertriebswegen", erklärte er seine neue Herangehensweise an das Internet und andere digitale Medien. "Das Internet wird nicht wieder verschwinden, es wird ein selbstverständlicher Teil der Medienwertschöpfungskette werden", betonte Döpfner. Dazu gehört offensichtlich auch die Vermarktung der Marke Bild im Internet -- zusammen mit T-Online -- und der Versuch, damit auch kostenpflichtige Inhalte im Netz durchzusetzen. (jk)