IDF: "Computer über Waldbränden abwerfen"

Intels Chef-Entwickler zufolge werden Computer in der Größe eines Markstücks in der Zukunft Aufgaben übernehmen, die heute noch futuristisch anmuten.

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Von
  • Natalia Pander
  • Matthias Holtz

Computer sind längst kein Synonym für große graue Kisten unter dem Schreibtisch mehr. Um zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis zu gelangen, muss man sicher nicht das Intel Developer Forum besuchen. Die Einblicke, die aber Intels Chefentwickler David Tennenhouse zum Auftakt des IDF in San Jose zur Zukunft des Computers gab, reichten aber selbst über die bekannten Visionen vom "PC and beyond" weit hinaus.

Das Stichwort lautet für Intel "pro-active computing". Tennenhouse zufolge werden Computer in der Größe eines Markstücks und noch kleiner in der Zukunft Aufgaben übernehmen, die heute noch futuristisch anmuten. So wäre es zum Beispiel möglich, Hunderte dieser kleinen Module über einem Brandgebiet per Flugzeug abzuwerfen, deren Sensoren wiederum Temperaturveränderungen, sprich einen Brand, registrieren und melden. Ähnliche Modelle könnten tektonische Platten überwachen und rechtzeitig vor Erdbeben warnen wie auch in Gebäudekonstruktionen eingesetzt werden, um deren Stabilität zu kontrollieren.

Die eigentliche technische Faszination dabei ist, dass solche neuen Generationen von Microelectromechanical Systems (MEMS) genannten Minicomputern in der Lage sind, sich gegenseitig zu finden und selbstständig ein Ad-hoc-Netzwerk aufzubauen. Eine beeindruckende Demonstration von MEMS-Modulen zeigte Professor David Culler von der University of California, Berkeley. Rund ein Dutzend dieser "nodes" bauten ein Netzwerk auf, dessen Struktur auf einem Bildschirm sichtbar war, und konnten die Lichtverhältnisse auf der Bühne nahezu in Echtzeit grafisch darstellen. Ein solches Netzwerk ist bereits heute mit Hunderten MEMS möglich, wie eine weitere Vorführung demonstrierte, bei der Intel und Culler rund 800 "nodes" unter den Stühlen der Zuschauer versteckt hatten.

Nach Auffassung von Tennenhouse verfolgen solche Ad-hoc-Netzwerke aber vor allem den Zweck, die kaum noch überschaubare Informationsflut zu bewältigen. Computer sollen künftig in der Lage sein, die Bedürfnisse des Anwenders vorhersagen zu können und entsprechend darauf zu reagieren. Als rudimentäre Beispiele dieser Entwicklung nannte er mikrochipgesteuerte Airbags und Antiblockiersysteme. Voraussetzung ist, dass Computer ihre Daten in Zukunft weitestgehend selbstständig sammeln und die Informationen dem Anwender bei Bedarf zur Verfügung stellen. "Wenn in Zukunft auf einen Menschen Hunderte oder gar Tausende Computer kommen, müssen wir Wege finden, wie diese überhaupt noch beherrscht und genutzt werden können", brachte es Tennenhouse auf den Punkt.

Zwangsläufig, so Tennenhouse, wird auch die traditionelle Halbleiterindustrie an ihre Grenzen stoßen. Im Hinblick auf Prozessoren versprechen Bio-Chips das größte Entwicklungspotenzial. Dasselbe gelte übrigens auch für Speichertechnologien, um die gewaltige Informationsflut bewältigen zu können. Laut Tennenhouse werden Polymerspeicher wie PFRAM (Polymeric Ferroelectric RAM) oder etwa OVM (Ovonics Unified Memory) heutige Speichertechniken ablösen. (Natalia Pander, Matthias Holtz) / (jk)