Internet Explorer 6 ist da

Die neue Version des Microsoft-Browsers ist bislang nur in englisch erhältlich. Er bietet nur wenig Neues und lässt einiges vermissen.

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Von
  • Axel Kossel

Nach einigem Hickhack um den Erscheinungstermin hat Microsoft jetzt Version 6.0 seines Web-Browsers freigegeben. Auf der Homepage des Software-Konzerns steht bisher allerdings nur das englische Release zum Download bereit (mit allen wichtigen Komponenten umfasst das Paket etwa 20 MByte). Der Browser ist nur für Windows XP, 98/ME, NT 4.0 und 2000 verfügbar, nicht jedoch für Windows 95.

Die Build-Nummer hat sich gegenüber der schon länger verfügbaren "Public Preview Refresh" nicht mehr geändert. Diese hatte sich im Vergleich zu Netscape 6.1 bereits als etwas schneller und auch stabiler erwiesen. Zu den Neuerung beim Internet Explorer zählt die flexible Verwaltung von Cookies. Damit kann man sich bequem vor solchen Datenpäckchen schützen, die einem Werbenetze wie Doubleclick.net beim Besuch fremder Websites auf den PC zu schmuggeln versuchen. Eine Liste verwaltet Websites, von denen Cookies angenommen beziehungsweise abgelehnt werden – unabhängig von den übrigen Einstellungen. Sehr praktisch: Ein Knopfdruck löscht alle bis dahin auf dem Rechner abgelegten Cookies.

Als wenig nützlich erweist sich die neue Media-Leiste: Links wird ein Teil des Browser-Fenster abgetrennt, in dem Microsoft dann aktuelle Videos und Internet-Radiosender anbietet. So soll man parallel zum Surfen Streaming Media genießen können. Doch während das Musikhören noch ganz gut klappt, werden die Videos so winzig dargestellt, dass man kaum etwas erkennt.

Große Verärgerung hatten die Smart Tags ausgelöst, eine Erweiterung, mit der Microsoft jede beliebige Website durch eigene Verweise hätte verändern können. US-Medien zufolge hatte Microsoft nach einem Sturm der Entrüstung angeblich eingelenkt und wollte die Smart Tags nicht in den Browser integrieren. Das Final Release enthält aber weiterhin die umstrittene Technik – sie funktioniert aber offenbar nicht.

Ebenfalls für Wirbel hatte Microsofts Ankündigung gesorgt, dass Java nicht mehr zum Lieferumfang des Browsers gehöre. Ruft man mit Version 6.0 nach der Installation zum ersten Mal eine Seite mit Java auf, fragt der Browser nach, ob die Virtual Machine von Microsoft (ca. 5 MByte) online nachinstalliert werden soll. Sie kann zwar fast alle Applets im Web ausführen, ist jedoch etwas veraltet. Das aktuelle Runtime Environment für Windows bekommt man aber von Sun (oder mit Netscape 6.1). Es ist aber nicht gesagt, dass dies ebenso nahtlos mit allen Websites funktioniert wie eine in den Browser integrierte JVM.

Hart blieb Microsoft auch darin, dass der Internet Explorer 6.0 keine Netscape-Plug-ins mehr unterstützt. Quicktime-Hersteller Apple hatte nach Erscheinen der ersten Beta-Version des Browsers ohne Plug-in-Unterstützung schnell eine ActiveX-Control-Version seiner Multimedia-Erweiterung fertiggestellt. Microsoft empfiehlt auf seiner Homepage lapidar, dass man bei Problemen mit einem Netscape-Plug-in dessen Hersteller nach einer ActiveX-Version fragen solle.

Insgesamt fallen die Neuerungen im Internet Explorer 6.0 recht bescheiden aus; abgesehen von der Cookie-Verwaltung ist wenig Nützliches hinzugekommen. Doch der Browser ist schnell und läuft stabil. Der Verzicht auf die veraltete Java-VM von Microsoft fällt leicht, wenn man sich bei Sun eine aktuelle Version besorgt. Gegen ein Update spricht letztlich nur, dass Plug-ins nicht mehr unterstützt werden. Doch viele Hersteller wie Apple, Flash und Adobe haben ihre Software bereits angepasst. Weitere werden nachziehen, bis der Internet Explorer 6.0 in deutsch und auf CD-ROM verfügbar sein wird. (ad)