Net2Phone halbiert die Belegschaft
Der Voice-over-IP-Spezialist setzt trotz Umsatzverdopplung und starker Marktpräsenz nahezu die Hälfte der Mitarbeiter vor die Tür.
Der Internet-Telefonie-Spezialist Net2Phone setzt nahezu die Hälfte seiner Mitarbeiter auf die Straße. Von den derzeit 675 Angestellten sollen künftig nur noch 385 im Unternehmen verbleiben, zahlreiche Standorte werden ganz geschlossen. Wie das Unternehmen in Newark mitteilte, sind die Entlassungen Teil eines Kostensenkungsplans, der zu jährlichen Einsparungen in Höhe von 23 Millionen US-Dollar führen soll. Bis Mitte kommenden Jahres will Net2Phone nach eigenen Angaben schwarze Zahlen schreiben. Welche Konsequenzen dieser Radikalschnitt für Net2Phone-Mitarbeiter in Deutschland hat, ist bisher nicht bekannt.
Erst vor kurzem hatte Net2Phone die Ergebnisse des abgelaufenen Geschäftsjahres bekannt gegeben. Danach wies die Firma bei 150 Millionen US-Dollar Umsatz (107 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr) einen operativen Verlust von 18,3 Millionen US-Dollar oder 32 Cent pro Aktie aus. Analysten hatten mit einem Fehlbetrag von knapp 24 Millionen US-Dollar oder 41 Cent je Anteil gerechnet. Die Zahl der registrierten Kunden stieg um 90 Prozent auf 2,4 Millionen, die Zahl der vermittelten Gesprächsminuten auf insgesamt 1,34 Milliarden.
Zu schaffen macht Net2Phone vor allem die Subventionierung von Telefonfreiminuten. Der VoIP-Spezialist hat seine Internet-Calling-Services unter anderem in den Yahoo-Messenger sowie den Instant-Messenger von Microsoft integriert und dafür auf Einnahmen in Millionenhöhe verzichtet. Darüber hinaus ist der PC-Telefonie-Service von Net2Phone seit der Version 6 in den Netscape Communicator integriert, dessen Nutzer ebenfalls kostenlose IP-Telefonate führen können.
Die Machtverhältnisse bei Net2Phone haben unterdessen erneut gewechselt: AT&T hat den Großteil seiner bislang knapp 19 Millionen Aktien an den Net2Phone-Gründer IDT sowie Liberty Media (neuer Besitzer der Kabelnetze der Telekom in Deutschland) verkauft und damit seinen Anteil auf fünf Prozent reduziert. Erst im März 2000 hatte der Telecom-Riese ein Drittel der Anteile von Net2Phone erworben. Zusammen mit IDT und Liberty hat AT&T nun ein Konsortium etabliert, das 49 der gesamten und 60 Prozent der stimmberechtigten Net2Phone-Anteile hält. (pmz)