SuSE Linux will verstärkt Unternehmen ausrüsten

Der Software-Entwickler hat bislang überwiegend technisch versierte Anwender als Zielgruppe.

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Europas größter Linux-Software-Entwickler, die Nürnberger SuSE Linux, will künftig verstärkt Unternehmen mit seinen Produkten ausrüsten. "Wir hatten bisher überwiegend den technisch versierten Anwender als Zielgruppe. Jetzt machen wir einen zusätzlichen Schwenk in die Unternehmens-IT", sagte der neue Vorstandschef der SuSE Linux AG, Gerhard Burtscher, in einem Gespräch mit dpa. Kunden seien bereits T-Online und der Heinrich Bauer Verlag. Zu den Technologie-Partnern zählten IBM, Oracle, SAP und Intel.

Das etwa 380 Mitarbeiter starke Unternehmen ist nach eigenen Angaben führender Anbieter von Komplettlösungen auf Basis des freien Betriebssystems Linux. SuSE Linux will künftig verstärkt sowohl kleinen und mittleren Betrieben als auch Großkunden Lösungen im Server-Bereich anbieten. Linux verlange keine Lizenzkosten und könne ein stabiles System aufweisen, das zudem ausbaufähig sei, sagte Burtscher. Auch mit der Bildschirm-Oberfläche könne SuSE Linux mit seinem US-Konkurrenten Microsoft Schritt halten. "Der Nutzer hat die Wahlfreiheit", sagte Burtscher. So könne er Anwendungen beider Firmen auf seinem Computer laufen lassen.

Im Bereich Server-Ausrüstungen hat Linux nach Angaben des SuSE-Chefs im Jahr 2000 einen Weltmarktanteil von 27 Prozent erreicht -- Tendenz steigend. Dagegen stagnierte der Anteil von Microsoft mit seinem Betriebssystem Windows NT den Angaben nach bei 38 Prozent. "Unser Ziel ist, Windows zu übertrumpfen", sagte der 52-jährige Burtscher, der bereits seit mehr als 20 Jahren in der Informations-Technologie- und Telekommunikationsbranche tätig ist.

SuSE Linux erwartet für 2001 im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzzuwachs um knapp 50 Prozent auf 40 Millionen Euro. Dabei haben sich die Ereignisse vom 11. September kaum ausgewirkt. Auch die derzeitige Rezession mache dem Unternehmen kaum zu schaffen. "Die Kostenseite bei Linux ist speziell in der jetzigen Zeit ein Plus."

In 2002 sollen die Erlöse zwischen 55 und 58 Millionen Euro liegen. "Wir erwarten den Sprung in die Gewinnzone im ersten Halbjahr", sagte Burtscher. Über die Höhe der Verluste im Jahr 2001 wollte er keine Angaben machen. Die SuSE Linux AG hatte im laufenden Jahr mit starken Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Im Oktober erhielt das Unternehmen eine Kapitalspritze von 15 Millionen Euro. Investoren waren unter anderem der Risikokapitalgeber e-millennium 1, hinter dem unter anderem die Deutsche Bank und SAP stehen, sowie IBM.

"Die Probleme waren einfach aus zu schnellem Wachstum entstanden", sagte Burtscher. Insbesondere bei der Administration und bei Randkompetenzen sei das 1992 gegründete Unternehmen daraufhin im zweiten Halbjahr 2001 abgespeckt worden. "Die Kronjuwelen haben wir aber weitgehend behalten", sagte Burtscher. Die Belegschaft wurde von 550 auf 380 Mitarbeiter verkleinert. (anw)