Comdex: Ubiquitäre Allianzen - nicht nur von Sony
Microsoft und Co. spielten in Sonys Visionen keine Rolle: Ubiquitous Value Networks werden die Zukunft des Computers bestimmen, in denen alle Geräte mühelos miteinander kommunizieren.
Die Kreation neuer Kürzel ist auf dieser Comdex schwer beliebt. Nachdem Cisco-Chef John Chambers die NVOs einführte, legte Sonys Chief Operating Officer Kentake Ando nach: UVNs werden die Zukunft des Computers bestimmen, Ubiquitous Value Networks, in denen alle Geräte mühelos miteinander kommunizieren. UVNs fußen auf den Breitband-Netzen der Zukunft, in denen nach Ando AV und IT zusammenfließen.
Zur Illustration wurden Videos vorgeführt, in denen eine Familie kommuniziert, deren Mitglieder beim Golfen, Wandern, Kochen und Schminken sind. Vater, Mutter, Sohn und Tochter tauschen mit einfachen Handbewegungen Multimedia-Nachrichten, Geländepläne und Musik aus, während sie den schönsten Rollenklischees folgen. Die Mutter kocht, die Tochter schminkt sich und der Sohnemann tollt durch die freie Natur. Das modernste in diesem Familienverband ist noch das Personal Network Home Storage System mit Speicherkapazitäten im Terabyte-Bereich. Es soll 450 DVDs und 2000 Musik-CDs speichern können und die Versorgung mit Multimedia für die ganze Familie sicherstellen.
Weitere Neuerungen, die Ando in seiner Keynote zeigte, waren ein Armbandterminal mit Webcam für die freihändige Videokonferenz, ein HiFi-Verstärker, der sich über Funk (802.11b) die Daten vom Server holte, und ein Vaio-Laptop, der ein HDTV-Video abspielte. "Broadband im Haushalt wird bald so selbstverständlich sein wie Elektrizität, dafür bauen wir unser Ubiquitous Value Network", lautete Andos Kernaussage. Ganz auf dieser Linie lag der Verzicht auf Settop-Boxen, die Ando als technologische Sackgasse bezeichnete. Der Wert, das machte Ando in mehreren Schau-Einlagen deutlich, kommt aus dem Unterhaltungssektor von Sony, von Filmen wie Spiderman oder neuen Spielen für die Playstation. Value kommt auch von anderen Firmen aus der Unterhaltungsbranche, nur nicht aus dem PC-Bereich. Microsoft und Co. spielten in Sonys Visionen keine Rolle. Selbst die Oberfläche hatte nichts mit bekannten Vorbildern zu tun, sondern war eine Eigenentwicklung, die bislang unter dem Codenamen "Feel" läuft.
Die wichtigste Neuigkeit war daher nicht die Schau der Gerätschaften, sondern die Ankündigung einer weit reichenden Allianz, für die Steve Case per Video zugeschaltet wurde: Zusammmen mit AOL/Time Warner/Netscape will Sony neue Technologien entwickeln. An der Spitze steht ein Internet-Browser, der optimal auf Breitband-Kommunikation ausgerichtet ist und den Multimedia-Konsumenten entgegenkommt: "PC-Browser sind viel zu kompliziert", erklärte Ando in der anschließenden Pressekonferenz. Ist der Browser fertig, soll er anderen Firmen aus der AV-Branche zur Verfügung gestellt werden. Weitere Details: Für den Breitband-Zugriff in den USA wählt Sony natürlich AOL Time Warner als Partner, ebenso wird die Gateway-Technologie, die den Home-Server antreibt, zusammen mit AOL Time Warner entwickelt.
Doch warum sich mit einer Allianz begnügen? Ebenfalls per Video blendete man bei Sony den Nokia-Chef Jorma Olilla ein, der eine Stunde später seine eigene Keynote mit eigenen Allianzen schmücken wollte. Nokia und Sony Ericsson, die bei den Mobiltelefonen konkurrieren, bilden eine Allianz, um eine offene Middleware für die mobile Kommunikation zu schaffen. Gemeinsam möchte man neue Download-Techniken und Digital Rights Management für Mobilgeräte entwickeln. Außerdem soll die Kompatibilität bei der Einführung von IPv6 gesichert sein: Nokia-Telefone der UMTS-Generation sollen genau das können, was Sony-Ericsson-Telefone können. Kunitake Ando, der bei seinem Auftritt von Spiderman-Darstellern und mehreren Bands unterstützt wurde, kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. (Detlef Borchers) / (jk)