Microsofts Spielkonsole Xbox startet in den USA (Update)

Microsoft brachte in den USA die ersten Xbox-Spielekonsolen unters Volk; ein erster Blick auf die Konsole und die Spiele hinterlässt gemischte Eindrücke.

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Von
  • David Adamczewski

In der Nacht vom 14. zum 15. November war es endlich so weit: Microsoft startete mit seiner Spielkonsole Xbox in den USA. Bereits am Mittwochnachmittag rollten die Microsoft-Lastwagen auf den New Yorker Time Square, von wo aus die ersten Xbox-Spielkonsolen weltweit an die wartenden Fans verkauft wurden.

Die anfänglichen Fanberichte über Microsofts Erstling im Konsolenmarkt scheinen positiv: Auf der Website Xbox365.com beispielsweise äußern sich die ersten Besitzer der Konsole zufrieden über die Spielequalität. Insbesondere Halo und Dead or Alive 3 sind in den Augen der Spielebegeisterten scheinbar gelungen. Auf der Site findet man derzeit auch die einzigen Fotos von der Launch-Party auf dem New York Time Square, auf denen unter anderem Bill Gates vorm Nasdaq-Ticker stolz die Xbox präsentiert. Einen größeren Besucheransturm soll es aber nicht gegeben haben.

Nach Informationen von Wired sind zum Start 800.000 Konsolen in den USA verfügbar, weitere 700.000 Geräte sollen von Flextronics produziert und bis zum Jahresende ausgeliefert werden. Die Hälfte wird im Bundle mit einem zusätzlichen Controller und drei Spielen, die andere Hälfte als einzelne Konsolen verkauft. Die Konsole selbst soll 299 US-Dollar kosten, die Spiele liegen bei 49 US-Dollar. Für Europa ist die Markteinführung am 14. März nächsten Jahres geplant. Hierzulande sollen die Xbox für 479 Euro und die Spiele für 69 Euro in den Handel kommen.

In der Redaktion konnten wir bereits einen Blick auf einige der 19 Starttitel werfen: Besonders beeindruckend ist das Prügelspiel "Dead or Alive 3", das mit geschmeidigen Animationen und fotorealistischen Grafiken ein echte Hingucker ist. Der gehypte Ego-Shooter "Halo" erinnert stark an "Unreal". Die Innenlevel enttäuschen mit eintönigen detailarmen Räumen, dafür brillieren die Außenlevel mit hübschen Wasserfällen und Bäumen. Spielerisch können besonders die schlauen Computergegner überzeugen, mit denen man sich spannende Gefechte liefert. Auch die Steuerung mit dem Controller geht nach einigen Minuten leicht von der Hand. Der Spieler kann auch mit Fahrzeugen umherfahren, diese verhalten sich jedoch recht träge und lassen sich nur umständlich manövrieren. Witzig und grafisch beeindruckend ist auch das Jump-and-Run-Adventure "Oddworld: Munch's Odyssee", schon allein wegen der knuffig animierten Hauptdarsteller.

Das Party-Spiel "Fusion Frenzy" konnte hingegen nicht so recht überzeugen, dafür ist die Sammlung von 45 Minispielchen zu hektisch und wirr und erinnert stark an seltsame Fernsehsendungen wie "American Gladiators". Das restliche Programm wird von Sport- und Rennspielen dominiert, die speziell den amerikanischen Markt ansprechen sollen. So gibt es gleich zwei NASCAR-Rennspiele, zwei Offroad-Rennspiele ("Test Drive Off Road -- Wide Open" und "4x4 Evo 2"), zwei American-Football-Titel ("NFL Fever 2002" und "Madden NFL2002") sowie drei Funsport-Titel ("Tony Hawks Pro Skater 2x" "Dark Summit" und "Transworld Surf").

Das Besondere an der Xbox ist die eingebaute Festplatte, auf der alle Speicherstände Platz finden und die zusätzlich als Cache dient. So ist es in "Oddworld" möglich, zu jeder Zeit zu speichern -- ganz, wie man es von einem PC gewohnt ist. Die Ladezeiten sind jedoch nicht kürzer als auf einem üblichen PC -- eigentlich verständlich, wenn man bedenkt, dass die Spiele nicht installiert und jedes Mal von der DVD gestartet werden müssen. Eine Speicherkarte wird lediglich zum Transfer von Spielständen auf eine andere Konsole benötigt. Im Gegensatz zur Sony Playstation braucht man bei der Xbox eine zusätzliche Fernbedienung, um DVDs schauen zu können. Damit die Spiele in Dolby Digital (AC-3) erklingen, ist ebenfalls ein separater Adapter mit den Digitalausgängen nötig.

Wer sich überlegt, eine Xbox aus den USA zu importieren, sollte vorsichtig sein: Zum einen laufen auf der US-Xbox nur amerikanische Titel, zum anderen unterstützt die US-Xbox kein PAL, sondern nur NTSC, wodurch auf manchen PAL-Fernsehern -- auch wenn sie NTSC unterstützen -- die Bilder leicht verzerrt werden können. Zum Dritten -- und dies ist vermutlich das größte Manko -- lässt sich die amerikanische Xbox nur bei 110 Volt betreiben. Da sie etwa 275 Watt an Leistung aufnimmt, müsste ein entsprechender Spannungswandler sehr leistungsfähig sein -- und würde damit auch teuer.

Einen ausführlichen Test der Xbox und wie sie sich im Vergleich zur Playstation 2 von Sony und zum Gamecube von Nintendo schlägt, bringt c't in Ausgabe 25/2001 (ab Montag, den 3. Dezember 2001, im Handel). (daa)