Der Pocket PC wird erwachsen (Update)

Microsoft will heute Details seiner nächsten Windows-CE-Version für stiftbediente Organizer vorstellen.

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Von
  • Marc Kersten

Microsoft wird heute auf der DemoMobile-Konferenz im kalifornischen La Jolla seine nächste Windows-CE-Version für stiftbediente Organizer vorstellen, die vor allem Unternehmen ansprechen soll. Das bisher unter dem Codenamen Merlin bekannte Betriebssystem heißt nun Pocket PC 2002, beruht nach wie vor auf Windows CE 3.0 und läuft – wie bereits in c't 18/2001 berichtet – nur noch auf ARM-Prozessoren.

Die selbstauferlegte Prozessor-Monogamie bietet eine Menge ZĂĽndstoff, da einige OEM-Partner wie Casio bisher MIPS- oder SH3-Prozessoren eingesetzt hatten. Zudem fĂĽhrte Microsoft die Vielfalt unterstĂĽtzter CPUs stets als Vorteil gegenĂĽber Hauptkonkurrent Palm an, der seinem bis dato einzigen Prozessorlieferanten Motorola auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Doch Microsofts Produkt-Manager Matt Taylor versucht zu beschwichtigen: "Wir unterstĂĽtzen zwar nur eine Prozessorarchitektur, die aber von verschiedenen Herstellern lizenziert wird."

Pocket PC 2002 ist lediglich ein Zwischen-Update und bietet keine dramatisch veränderte Oberfläche, wie es beim Wechsel von WIndows CE 2.1 auf 3.0 der Fall war. Die Icons sind jetzt etwas bunter und erinnern stark an Windows XP. Die Oberfläche lässt sich mit Skins weitgehend anpassen, der "Today"-Bildschirm ist übersichtlicher und bietet mehr Platz für die eigentlichen Informationen. Über zusätzliche Symbole in der Taskleiste kann man jetzt schneller auf die Audio-Eigenschaften, eingegangene Nachrichten oder anstehende Termine zugreifen.

Aus der Kritik am mangelhaften Taskmanagement der Vorversion hat Microsoft zwar Konsequenzen gezogen, die aber zu kurz greifen. Mit dem jetzt standardmäßig vorhandenen Smart-Minimize-Button werden Anwendungen lediglich in den Hintergrund befördert, wo sie aber weiterhin Speicher belegen, was wiederum zu Lasten der Performance gehen kann.

Die bei der ersten Pocket-PC-Generation lediglich auf CD mitgelieferte Worterkennungssoftware Transcriber befindet sich jetzt vorinstalliert im ROM. Eine weitere neue Texteingabevariante ist der Block-Recognizer, ein offensichtliches Graffiti-Imitat das Palm-Anwendern den Umstieg erleichtern soll.

Im Office-Bereich hat sich außer der hinzugekommenen Rechtschreibprüfung für Pocket Word kaum etwas getan. Auch bei den PIM-Anwendungen von Mobile Outlook sind die Änderungen wenig dramatisch: So kann man Adressen jetzt auch nach Firmen sortieren und im Kalender werden die Teilnehmer von Meetings angezeigt, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Um so mehr tut sich in puncto Connectivity: Ein im Dateimanager integrierter Netzwerkclient, Datenabgleich direkt mit Exchange-Servern, Synchronisierung von Outlook-Unterordnern, eine ActiveSync-Statusanzeige auf dem Pocket PC, Virtual-Private-Network-Verbindungen für sicheren Zugriff auf Firmennetzwerke über das Internet, ein Terminal-Services-Client mit dem man Windows-2000 und -XP-Server fernsteuern kann, plattformübergreifende Infrarotübertragung unter anderem mit Palm-OS-Organizern, ein komfortabler Microsoft Instant-Messaging-Client inklusive Multi-User-Chat-Fähigkeit und ein aktualisierter Pocket Internet Explorer der neben HTML 3.2 jetzt auch WAP-Seiten (Version 1.2.1) cHTML, XML/XSL darstellen kann und JScript 1.1 und ActiveX beherrscht, nicht jedoch Java und Cascading Style Sheets 2.0.

Der E-Mail-Client bietet eine bessere Integration mit Mobile Outlook und erlaubt das Antworten mit einer aufgezeichneten Audio-Nachricht. Die auch in Microsofts IM-Client enthaltene My-Text-Funktion erleichtert mit frei definierbaren Textbausteinen die tägliche Korrespondenz. Der optisch runderneuerte Microsoft Reader bietet jetzt DRM5-Verschlüsselung, für Sicherheit sollen auch der verstärkte Passwortschutz (7-stellige alphanumerische Passwörter) und eine Schnittstelle für Virenschutzprogramme sorgen.

Als einziger hierzulande verkaufter Pocket PC lässt sich Compaqs iPAQ auf das neue Betriebssystem aufrüsten, da das Gerät Flash-ROM einsetzt. Das Update soll gut 30 US-Dollar kosten, wer von jetzt an bis zum 30. November noch einen alten iPAQ kauft muss für die Software aber nichts bezahlen.

Erwartet wird heute auch die AnkĂĽndigung neuer Pocket PCs von Hewlett-Packard bereits Microsofts neues Betriebssystem einsetzen, einen 206 MHz Intel StrongARM-Prozessor nutzen sollen und mit 32 MByte RAM (Jornada 565, 599 US-Dollar) beziehungsweise 64 MByte (Jornada 568, 649 Dollar) ausgestattet seien. Als weitere Features werden ein 16-Bit-Farbdisplay und ein Lithium-Polymer-Akku genannt. (mck)