Der 50-Milliarden-Euro-Marktplatz von VW

Über seine neue Beschaffungsplattform "VW Group Supply.com" will der VW-Konzern einmal fast das gesamte Beschaffungsvolumen abwickeln. Schon heute sollen 5.500 Lieferanten das System nutzen.

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Der VW-Konzern hat heute seine neue Beschaffungsplattform "VW Group Supply.com" der Öffentlichkeit vorgestellt. Über den Marktplatz will der Konzern einmal fast das gesamte Beschaffungsvolumen von über 50 Milliarden Euro abwickeln. Schon heute werden 80 Prozent des Einkaufs über das System abgewickelt, sagte der für Einkauf zuständige Vorstand Francisco Javier Garcia Sanz. Bereits 5.500 Lieferanten sollen Teile des Systems nutzen.

Viele Anwendungen, wie beispielsweise interaktive Verhandlungen über das Internet, gehörten inzwischen zum Tagesgeschäft des Einkäufers. Seit Sommer 2000 würden mehr als 600 Verhandlungen mit über 4.000 Lieferanten online durchgeführt. Im Bereich Katalog-Einkauf können laut VW zurzeit weltweit 6.000 Mitarbeiter rund 360.000 Artikel direkt bei 200 Lieferanten bestellen. Und mit Hilfe des Kapazitätsmanagements "eCap" tauschen sich Zulieferer und die Volkswagen Gruppe zeitgleich über Bedarf und Kapazitäten aus.

Als Folge, so VW, reduzieren sich Lager- und Frachtkosten für alle Beteiligten. "Vor allem durch eCap können unsere Lieferanten langfristiger planen, schneller reagieren und transparenter mit uns kommunizieren", erläutert Francisco Javier Garcia Sanz. Denn die Zulieferer erhalten Einblick in Volkswagens Jahres-, Monats- und Wochenplanung. Lieferanten könnten bis zu 26 Wochen im Voraus planen, manche Konzernplanungen lassen sich bis zu 24 Monate vorab einsehen.

Indem das System Beschaffungsvorgänge vereinfacht und logistische Abläufe vereinfacht habe, wurden nach Angaben des Automobilkonzerns die Prozesszeiten um bis zu 95 Prozent gesenkt. Die Einsparungen in den Prozess-, Logistik- und Materialkosten habe die Investition bereits eingespielt – und das weitaus früher als erwartet.

Garcia verteidigte die Einrichtung eines eigenen Marktplatzes. "Wenn es gilt, interne Prozesse zu verbessern, kann dies mit einer eigenen Plattform schneller und besser realisiert werden. Die Lösung von der Stange sitzt nicht jedem 100-prozentig", sagte er mit Blick auf die von mehreren Autoherstellern eingerichtete Plattform Covisint. VW werde mit dem internationalen Zuliefermarktplatz SupplyOn zusammenarbeiten. Dabei gehe es vor allem um die Entwicklung gemeinsamer Standards, nicht aber um gegenseitige Beteiligungen.

VW baut seine Lieferantenplattform seit Sommer 2001 auf, gemeinsam mit den Partnern IBM, ARIBA, i2-Technologies, e-breviate, Hewlett-Packard, der Volkswagen Tochter gedas und dem Beratungsunternehmen AT Kearney. Auf der Homepage können sich interessierte Unternehmen über die Bedingungen für die Zusammenarbeit informieren. (jo)