CES: Neuer DVD-Standard in der Mache

Das US-Unternehmen OpenGlobe zeigt in Las Vegas hinter verschlossenen TĂĽren die "Enhanced DVD".

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Besitzer von Standalone-DVD-Playern kennen das Problem: Sie können nicht den DVD-ROM-Part nutzen, den viele aktuelle DVDs enthalten. Dabei befinden sich dort oft interessante Zusatzinformationen und witzige Features wie "Script-To-Screen", bei dem das Drehbuch parallel zum (in einem kleinen Fenster laufenden) Film abgespielt wird.

An den DVD-ROM-Part kommt man allerdings nur bei Wiedergabe ĂĽber einen PC heran: Auf dem Rechner wird dabei meist eine Middleware namens "PC Friendly" der Firma InterActual Technologies installiert, die zur Darstellung des DVD-ROM-Inhalts im wesentlichen einen Browser mit Flash-Plugin einsetzt. Ist der PC mit dem Internet verbunden, kann der Nutzer ĂĽber den so genannten "Weblink" auch Kontakt mit der Website des Studios aufnehmen, die meist weiteren Content bietet.

Hinter verschlossenen Türen zeigt das amerikanische Unternehmen OpenGlobe auf der Consumer Electronics Show ein "Proof Of Concept" der so genannten "Enhanced DVD", die in Zusammenarbeit mit InterActual die DVD-ROM-Welt mit der der Consumer-Geräte verbinden will.

Nach Vorstellung von OpenGlobe besitzen die Player für entsprechende Discs einen Internetanschluss und laden auf Wunsch auch weiteren Content von den Websites der Studios in die Geräte, die die Informationen zu den letzten 50 DVDs im Speicher halten sollen. DVD-Nutzer würden demnach also sozusagen Updates zu den erworbenen DVDs bekommen. Die Entscheidung, ob die Nutzer zudem auch über den Fernseher surfen können sollen, will OpenGlobe allerdings den Herstellern der DVD-Player überlassen.

Open Globe schuf bereits die Software für Multimedia-Geräte von Firmen wie Compaq und Kenwood und werden sich bei der "DVD Enhanced" um die DVD-Navigation und Identifizierung kümmern. Mit im Boot sitzen noch der Embedded-Software-Lieferant Wild River sowie britische Firma ANT Limited, die sich auf die Entwicklung von in Consumer-Electronic-Geräten integrierte Browser und E-Mail-Clients spezialisiert hat. Bekanntester Mitstreiter dürfte allerdings IBM sein, das die Chips für die kommenden Geräte liefern will.

Den neuen Enhanced-DVD-Standard will die Gruppe allerdings nicht selbst bestimmen. Vielmehr hat das DVD-Forum mittlerweile selbst eine Arbeitsgruppe gegrĂĽndet, die entsprechende Spezifikationen noch in diesem Jahr festlegen soll -- und deren Mitglied wiederum InterActual ist.

Der offizielle Segen würde dem Projekt mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg verhelfen, bedeutet aber auch, dass nicht unbedingt alle Bestandteile von PC Friendly enthalten sein müssen. Folge könnte also sein, dass die DVD-ROM-Sektionen bislang erschienener DVDs eventuell nicht in den kommenden DVD-Enhanced-Playern abgespielt werden können.

Natürlich hoffen die Entwickler von OpenGlobe und InterActual aber, dass sich möglichst viele der bislang bei PC Friendly benutzten Techniken -- einschließlich Flash -- auch im Enhanced-DVD-Standard wiederfinden. Dann könnte das neue System zum Start gleich eine beeindruckende Zahl bereits verfügbarer Titel vorweisen. (nij/c't) / (wst)