CES 2002: Die Show kann beginnen

Vom 8. bis 11. Januar treten auf der "Consumer Electronics Show" abermals Unterhaltungselektronik- und Computerbranche gegeneinander an.

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Von
  • Nico Jurran

Morgen beginnt in Las Vegas die Consumer Electronic Show (CES), Amerikas größte Messe für Unterhaltungselektronik. Was jahrelang eine reine Produktschau für Anbieter wie Panasonic, Samsung und Sony war, hat sich mittlerweile zur Spielwiese für Firmen aus dem "klassischem" Computerbereich entwickelt. Spätestens seit der vergangenen Jahr ist klar, dass diese sich unter dem Stichwort "Konvergenz" ein großes Stück vom Kuchen abschneiden wollen.

Passend dazu hält in diesem Jahr Bill Gates, Vorsitzender und "Chief Software Architect" von Microsoft, am Vorabend des Messestarts die Eröffnungsrede. Bei der vergangenen CES nutzte Gates seinen Auftritt nicht nur dazu, die Spielkonsole Xbox vorzustellen, sondern erklärte frei heraus den Computer zum Zentrum des digitalen Universums. Auf dem Rechner läuft dabei als Betriebssystem nach Gates Vorstellung natürlich Windows XP. Dass Microsoft von diesem Weg nicht wieder abrücken will, zeigte das Unternehmen mit der zwischenzeitlich erfolgten Gründung der Abteilung eHome, deren Aufgabe unter anderem in der Entwicklung von Strategien besteht, mit der sich XP erfolgreich als ideale Basis für die Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe digitaler Audio- und Videodaten und die drahtlose Vernetzung von Geräten vermarkten lässt. In einem Interview erklärte eHome-Chef Mike Toutonghi jüngst, dass diese Ziele mit Windows 98 oder ME noch nicht hätten erreicht werden können. Experten erwarten, dass Microsoft auf der diesjährigen CES erste eHome-Produkte vorstellen wird; so will der Konzern angeblich Fernsehen und PC mit einem Media Pad verheiraten.

Die Gegenwehr der Unterhaltungselektronik-Hersteller war bislang eher schwach: Trotz aller Bekundungen der Panasonic-Führung im vergangenen Jahr ist der Beginn der "Post-PC-Ära" bislang nur schwer auszumachen. Umgekehrt nahm Sony sein Surfterminal eVilla nach nicht einmal zwei Monaten wieder vom Markt. Immerhin darf man gespannt sein, ob und in welchem Ausmaß der Konzern seine Spielkonsole Playstation 2 unter dem Stichwort "Connectainment" mit Festplatte und Ethernet-Adapter zum Home Entertainment Hub ausbauen wird.

Egal, auf welcher Seite die Hersteller stehen, den Trend zum Gigantismus scheinen alle mitmachen zu wollen -- vor allem bei den Digital-Audio-Playern, bei denen Speicherkapazität nach der Einführung von Apples iPod nur noch in Gigabyte gemessen wird. So hat Sonicblue im Vorfeld der Messe bereits einen neuen tragbaren Player mit eingebauter 20-GByte-Festplatte angekündigt. Auch das Lieblingskind der Unterhaltungselektronik-Anbieter, die DVD, dürfte in diesem Jahr vom Motto "Klotzen statt kleckern" nicht verschont bleiben: Hier sind immer potentere Brenner und Authoring-Programme zu erwarten sowie als All-inklusive-Geräte angepriesene Player -- ob dies auch Divx einschließt, bleibt freilich abzuwarten.

Doch nicht nur "Make It Big" soll in diesem Jahr der Wahlspruch sein: Nach vorab verbreiteten Pressemitteilungen sind die Hersteller mittlerweile zu der "bahnbrechenden" Erkenntnis gekommen, dass ihre Produkte nicht nur immer mehr Features besitzen, sondern auch bedienbar sein müssen. Dem dürften schon viele Besitzer von MP3-Playern aus eigener (negativer) Erfahrung zustimmen. Und auch IDC-Analystin Susan Kevorkian sieht darin nach US-Presseberichten derzeit "die Aufgabe für die gesamte Industrie, nicht nur für eine Firma". Wenn sich alle derart einig sind, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

Offiziell eröffnet wird die Messe am 8. Januar, um 8:30 Uhr Ortszeit (17:30 Uhr deutscher Zeit) mit der Rede von Daeje Chin, seines Zeichens Präsident und CEO von Samsung Electronics. Zu den weiteren Rednern gehört neben Gerard Kleisterlee, Präsident und CEO von Philips, auch Carly Fiorina, Vorsitzende und CEO von Hewlett-Packard. Experten vermuten, dass sie am Dienstag neue HP-Produkte aus dem Bereich "digitale Fotografie" präsentieren wird. Vor allem die Frage, wie sich Digitalfotos -- wiederum auf möglichst einfachem Wege -- betrachten lassen, dürfte eines der Hauptthemen der diesjährigen CES werden. Auch bei der CES allerdings wirken die Ereignisse des 11. September 2001 noch nach: Aus Angst vor erneuten Terroranschlägen haben die Veranstalter die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und fordern in diesem Zusammenhang unter anderem Besucher auf, keine Taschen mit auf das Veranstaltungsgelände zu bringen.

heise online und die c’t werden Sie mit aktueller Berichterstattung von der CES auf dem laufenden halten. (nij/c’t) / (jk)