Die Speicherchip-Branche im Umbruch

Die Nanya-Infineon-Kooperation treibt die Konsolidierung voran; sie könnte ihren Höhepunkt durch eine Pleite des verschuldeten Herstellers Hynix erreichen.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Nach der geplatzten Übernahme der Speichersparte des hoch verschuldeten Chipherstellers Hynix durch Micron will jetzt Infineon die Konsolidierung in der Branche vorantreiben. Der Münchner Halbleiterhersteller vereinbarte ein enges Bündnis mit dem taiwanesischen Nanya-Konzern. Mit dem Bau einer gemeinsamen Fabrik in Taiwan und gemeinsamer Forschung wollen sich Infineon und Nanya gemeinsam auf den nächsten Aufschwung in der gebeutelten Chipbranche vorbereiten. Das Schicksal von Hynix dagegen ist nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Micron völlig offen.

Die gesamte Branche befindet sich zur Zeit im Umbruch. Infineon hatte in den vergangenen Monaten ebenfalls mit Hynix sowie mit Toshiba verhandelt, um seine Position im Speicherbereich zu verbessern. Lediglich mit zwei kleineren Anbietern konnten Kooperationen vereinbart werden. Durch das Bündnis mit Nanya kommt Konzernchef Ulrich Schumacher nun spürbar voran. "Wir verstärken zielstrebig unsere Position in Asien und erhöhen unseren Anteil im weltweiten Markt für Speicherchips", sagte er.

Durch die neue Gemeinschaftsfabrik, die Ende 2003 mit der Produktion beginnen soll, und weitere Kooperationen steigt der Weltmarktanteil von Infineon in Richtung 20 Prozent. Zuletzt waren es 14 Prozent. Zudem können die Entwicklungskosten, in der Halbleiterindustrie traditionell hoch, künftig mit Nanya geteilt werden. "Fundemental handelt es sich um einen Schritt in die richtige Richtung", sagte Analyst Navdeep Sheera von der Investmentbank Salomon Schroders Smith Barney.

Ein dramatischer Preisverfall und Überkapazitäten hatten im vergangenen Jahr allen Speicherchip-Herstellern herbe Verluste beschert. Die Preise sind zwar in den vergangenen Monaten deutlich angezogen, sie liegen aber noch immer unter den Vollkosten. Schumacher führt dies vor allem darauf zurück, dass die Nachfrage derzeit praktisch ausschließlich von den PC-Herstellern kommt.

Auch nach dem Scheitern der Allianz Hynix-Micron wird sich die Konsolidierung in der Branche nach Einschätzung von Branchenkennern fortsetzen. Der so genannte "Schweine-Zyklus" werde nicht mehr ganz so stark ausschlagen, wenn es erst einmal nur noch drei bis vier größere Hersteller gibt, die sich den Markt aufteilen, ist Schumacher überzeugt. Durch den Zusammenschluss von Hynix und Micron wäre ein neuer, mächtiger Branchenführer mit 40 Prozent Marktanteil entstanden. Die Übernahme hätten selbst die Konkurrenten begrüßt, da so durch mögliche Fabrikschließungen bei Hynix Überkapazitäten vom Markt genommen hätten werden können.

Nach dem Veto des Hynix-Verwaltungsrats signalisierte Micron, dass man nicht neu verhandeln wolle. Auch Infineon will nicht noch einmal auf den angeschlagenen Konzern zugehen. Daher zweifelt selbst die Regierung in Seoul mittlerweile an, ob Hynix die Krise überstehen wird. "Die Geschäftsführung von Hynix sollte wissen, dass die Chancen für das alleinige Überleben ohne Micron ziemlich niedrig sind", sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Jeon Yun Churl. Daher könnte die Konsolidierung in der Branche ihren Höhepunkt auch durch eine Pleite des hoch verschuldeten Konzerns erreichen. (Axel Höpner, dpa) / (jk)