Vatikan kritisiert "Kulturimperialismus" im Internet

Mit zwei Grundsatzpapieren spricht sich der Päpstliche Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel zur "Ethik im Internet" und zu "Kirche und Internet" aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 291 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Wolfgang Stieler

In zwei Grundsatzpapieren hat sich der Päpstliche Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel zur "Ethik im Internet" und zu "Kirche und Internet" geäußert. In dem 30 Seiten umfassenden Ethik-Papier spricht sich der Vatikan für ein Ende der unbegrenzten Freiheit im Internet, für verstärkte Anstrengungen zur Überwindung der "digitalen Kluft" und gegen den "Kulturimperialismus" der "weltlichen, westlichen Gesellschaften aus.

"Besondere Sorgen", so der Päpstliche Medienrat, "machen wir uns um die kulturellen Aspekte der gegenwärtigen Vorgänge. Gerade in ihrer Eigenschaft als machtvolle Werkzeuge des Globalisierungsprozesses tragen Informationstechnologie und Internet zur Vermittlung und Einflößung einer Struktur kultureller Werte bei -- Ansichten über zwischenmenschliche Beziehungen, Familie, Religion, die Existenz des Menschen --, deren Neuheit und Reiz die traditionellen Kulturen in Frage stellen und verschütten können [...] Der Umstand, dass eine Kultur ihre eigene Weltanschauung, ihr Werteschema und sogar ihre Sprache einer anderen aufzwingt, ist nicht Dialog, sondern Kulturimperialismus."

Auch der Online-Journalismus wird mit mahnenden Worten bedacht: Zwar sei das Internet "ein hochwirksames Werkzeug", um Nachrichten und Informationen schnell zu verbreiten." Aber das wirtschaftliche Konkurrenzdenken und der 24-Stunden-Tag des Internet-Journalismus leisten auch ihren Beitrag zu Sensationsmache und Gerüchteküche, zu einer Vermengung von seriöser Berichterstattung und Kommentaren."

Damit das Internet "einen äußerst wertvollen Beitrag zum Leben der Menschen" leisten kann, fordert der Vatikan unter anderem einen wirksameren Schutz gegen Pornografie, Hassparolen, Verleumdung und Betrug im Internet. Die staatlichen Behörden hätten "das Recht und die Pflicht, für die Einhaltung der entsprechenden Gesetze zu sorgen". Darüber hinaus sei eine "Selbstregulierung" durch die Wirtschaft wünschenswert. Trotz dieser Einschränkungen bekennt sich der Vatikan in dem Papier zur freien Meinungsäußerung als "Grundrecht des Menschen". Staatliche Versuche, den Zugang zu Informationen im Internet oder anderen Medien aus politischen Erwägungen zu blockieren, werden in dem Papier dagegen scharf kritisiert.

In dem Begleitdokument "Kirche und Internet" bekennt sich der Vatikan zur Nutzung des Internet "für die Verbreitung der christlichen Botschaft" sowie zur besseren innerkirchlichen Kommunikation. Gleichzeitig warnt er vor einer "verwirrenden Ausbreitung" von Seiten mit religiösen Inhalten, die sich selbst als katholisch ausgäben. Zur besseren Orientierung schlägt der Vatikan daher ein "System der freiwilligen Zertifikation" für katholische Internet-Angebote auf lokaler und nationaler Ebene vor, das den Internet-Nutzern die "Unterscheidung zwischen katholischen und sonstigen religiösen oder esoterischen Angeboten" erleichtern soll. (wst)