Intershop-Chef greift in der Krise in die Privatkasse

Der FirmengrĂĽnder Stephan Schambach investiert rund 10 Millionen Euro und kauft 8,3 Millionen neu ausgegebene Inhaber-Stammaktien zum Kurs von 1,20 Euro.

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  • Marc-Oliver von Riegen
  • dpa

In der schweren Krise des Jenaer Software-Konzerns greift Intershop-Chef Stephan Schambach in die Privatkasse und will seinen Aktienanteil erhöhen. Der Firmengründer investiert rund 10 Millionen Euro und kauft 8,3 Millionen neu ausgegebene Inhaber-Stammaktien zum Kurs von 1,20 Euro, teilte die Softwareschmiede am Montag in Jena mit. "Ich bin zuversichtlich, dass sich meine Investition lohnen wird", sagte Schambach. An der Frankfurter Börse stieg daraufhin der Kurs. Das am Neuen Markt notierte Unternehmen steckt tief in roten Zahlen.

Der Firmengründer will mit dem Aktienkauf ein Zeichen setzen und Vertrauen signalisieren. "Ich stelle fest, dass das Kundenvertrauen in Intershop zunimmt", sagte Schambach. Die Kapitalerhöhung war an sich keine Überraschung. Sie war auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr beschlossen worden. Das Geld hätten jedoch auch private Investoren zuschießen können, heißt es in Fachkreisen. Im August 2001 gab es die bislang letzten Verhandlungen zwischen Intershop und Banken, die jedoch nie konkret wurden.

Nach dem schweren Umsatzeinbruch im vergangenen Jahr hatten sich Analysten enttäuscht gezeigt. Die Deutsche Bank etwa zweifelte im Januar, dass Intershop die nächsten vier bis sechs Quartale allein überleben kann. Nun greift Schambach in die eigene Kasse. Die Börse reagierte prompt. Der Kurs legte an der Frankfurter Börse zunächst um rund ein Drittel zu. Allerdings stieg die Aktie auf niedrigem Niveau. Sie liegt derzeit bei rund 1,50 Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag der Kurs zu Höchstzeiten über 120 Euro.

Die Verluste von Intershop hatten sich im vergangenen Jahr auf knapp 132 Millionen Euro verdreifacht. Schambach ordnete die Führung neu und setzte sich wieder an die Spitze. Bis Mitte des Jahres soll die Beschäftigtenzahl von 733 auf 500 sinken und sich damit innerhalb eines Jahres mehr als halbieren. "Die radikale Neuorientierung unseres Geschäfts und die Anpassung der Kosten an die aktuellen Marktbedingungen liegen jetzt hinter uns", sagte der Vorstandschef am Montag und gab sich nach Kundengesprächen optimistisch.

Schambach hält nun 8,6 Prozent der Stammaktien der Intershop Communications AG, das sind 8,3 Millionen Inhaberaktien. Dazu kommen noch 12,5 Millionen Aktien der Tochtergesellschaft, die in Aktien der Mutter umgewandelt werden. Dann hält der Konzernchef 20,8 Millionen Inhaberaktien, also 19,1 Prozent des Grundkapitals. Die Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien liegt damit bei rund 109 Millionen. Ob er seinen Anteil noch weiter erhöht, lässt Schambach offen. (Marc-Oliver von Riegen, dpa) / (anw)