Google in China anscheinend in Ungnade gefallen [Update]

Seit dem vergangenen Wochenende ist die Suchmaschine von China aus offenbar nicht mehr erreichbar.

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Von
  • Monika Ermert

Seit dem vergangenen Wochenende ist Google, beliebte Suchmaschine auch für chinesische Netznutzer, von China aus nicht mehr erreichbar. User hatten sich im Forum der Portalseite von NetEase mit entsprechenden Hinweisen gemeldet. "Mitteilungen von verschiedensten Orten in ganz China haben die Richtigkeit der Meldung bestätigt," heißt es bei NetEase. Auch zahlreiche Testläufe über die von den US-Wissenschaftlern Ben Edelman und Jonathan Zittrain kürzlich aufgesetzte Filteranalyse-Seite kamen zum gleichen Ergebnis. "Wir arbeiten im Moment mit chinesischen Behördenvertretern daran, unser gesamtes Angebot wieder für die Millionen chinesischer Nutzer wieder herzustellen, die sich täglich auf Google verlassen", so eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber heise online.

Ganz unerwartet sei diese Entwicklung nicht, urteilen die Nachrichtenmacher von NetEase. Die Suchmaschine liste immerhin eine Menge in China verbotene Inhalte auf, darunter Pornographie, Angebote der religösen Sekte Falun Gong oder gegen die nationale Sicherheit gerichtete bis hin zu volksverhetzenden Inhalten. Inwieweit die chinesischen Behörden mit Google in Verbindung stehen, um auf die Einhaltung chinesischer Vorschriften zu drängen, sei nicht klar. Auch wie mit Anbietern verfahren wird, die sich Googles bedienen, sei ungewiss, heißt es im NetEase-Bericht.

Lediglich Yahoo hat sich kürzlich verpflichtet, die nach und nach für alle chinesischen Onlineangebote verabschiedeten strengen Vorschriften einzuhalten. Yahoo, das mit Google zusammenarbeitet, hatte sich mit dem Kniefall von Chinas Zensoren viel Kritik eingefangen. Ob heute tatsächlich die inkriminierten Inhalte über Yahoo nicht mehr zugänglich sind könne man aber nicht nachprüfen, heißt es bei NetEase. Allerdings beurteilt man die zunehmende Netzkontrolle durchaus als globales Phänomen. "Ob in China oder im Ausland, viele Staaten überwachen und kontrollieren diese Dinge sehr streng", schreibt NetEase und verweist dabei auf den Vertrieb von Nazi-Artikeln über Ebay.

Eine andere Filterstudie von Edelmann und Zittrain zu der von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit und der Uni Mannheim mitentwickelten Filterlösung für Saudi-Arabien gibt den chinesischen Redakteuren Recht. Und auch hierzulande ist die Debatte über Sperrverfügungen gegen Provider voll im Gang. Mitte September findet dazu eine von der Bezirksregierung in Düsseldorf organisierte Konferenz "Gegen Gewalt und Hass im Internet" statt. (Monika Ermert) / (anw)