Huawei stellt Lizenzmodell für 5G-Technologie vor​

Der vom US-Embargo betroffene Konzern will mit der Lizenzierung seiner standardrelevanten 5G-Patente neue Erlösquellen erschließen, bleibt dabei aber moderat.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Huawei und 5G-Netz-Ausbau

(Bild: dpa, Han Yan/XinHua/dpa)

Lesezeit: 2 Min.

Der chinesische Technologiekonzern Huawei will Smartphone-Herstellern künftig Nutzungsgebühren für seine 5G-Patente in Rechnung stellen. Die Lizenzgebühren richten sich nach dem Verkaufspreis der Geräte, sollen maximal aber 2,50 US-Dollar pro Smartphone betragen, kündigte das Unternehmen am Dienstag in Shenzhen an.

"Huawei hat den größten technischen Beitrag zu den 5G-Standards geleistet und folgt bei der Patentlizenzierung den Prinzipien der fairen, angemessenen und diskriminierungsfreien Lizenzgebühren (FRAND)", erklärte Jason Ding, Leiter der Abteilung für geistige Eigentumsrechte.

Huawei zählt mit den Mobilfunkausrüstern Ericsson und Nokia sowie Herstellern wie Samsung, LG und Qualcomm zu den Unternehmen mit sehr umfangreichen Patentportfolios. Analysten schätzen, das Huawei um die 3000 5G-Patente hält, davon etwa ein Fünftel standardrelevant.

Huawei hat seine Mobilfunkpatente für ältere Standards bisher auch schon an Smartphonehersteller wie Apple lizenziert. Das Unternehmen geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass es von 2019 bis 2021 "etwa 1,2 bis 1,3 Milliarden US-Dollar" aus Patentlizenzierung einnehmen wird.

In der Branche ist es üblich, dass standardrelevante Technologien zu FRAND-Konditionen lizenziert werden. Die Fragen, was "standardrelevant" und was "fair" bedeutet, ist dabei nicht selten Gegenstand von rechtlichen Auseinandersetzungen.

Der chinesische Technologie-Riese ist bisher eher mit einer zurückhaltenden Patentstrategie in Erscheinung getreten, hatte im vergangenen Jahr aber eine Patentverletzungsklage gegen Verizon eingereicht. Die veranschlagten Lizenzgebühren sind im Vergleich mit den Wettbewerbern moderat. Nokia hatte 2018 sein 5G-Lizenzmodell bei 3 US-Dollar pro Gerät begrenzt; Ericsson sprach von 2,50 bis 5 US-Dollar.

Patentlizenzen sind für Huawei eine Möglichkeit, andere Einkommensquellen zu kompensieren, die wegen der US-Sanktionen versiegen – das lukrative Smartphonegeschäft ist im vergangenen Quartal um über 40 Prozent eingebrochen. Während US-Unternehmen zwar keine direkten Geschäfte mit Huawei machen dürfen, werden sie internationale Patentabkommen einhalten und anfallende Lizenzkosten zahlen müssen.

Huawei hat seine eigenen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erhöht, auch um unabhängiger von US-Technologie zu werden, die vom Embargo betroffen ist. Bis Ende 2020 hielt Huawei nach eigenen Angaben weltweit mehr als 100.000 aktive Patente in über 40.000 Patentfamilien. Die Investitionen des Unternehmens in Forschung und Entwicklung beliefen sich 2019 auf umgerechnet 17 Milliarden Euro.

(vbr)