Verkehrswende: ADFC kürt die fahrradfreundlichsten Städte

Karlsruhe schneidet im Fahrradklima-Test 2020 vor Münster am besten unter den Großstädten ab. Berlin erhält einen Sonderpreis für Pop-up-Radwege.​

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Eine Reihe Kinderfahrräder

Parkplatz eines Kindergartens

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Der Fahrradclub ADFC und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) haben am Dienstag die 25 fahrradfreundlichsten Städte der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Krone des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020, für den 230.000 Radfahrende bundesweit abgestimmt hatten, geht unter den Städten mit über 100.000 Einwohnern an Karlsruhe mit der Schulnote 3,1. Die Stadt hat damit den 2018 errungenen ersten Platz vor Münster (3,2) und Freiburg (3,4) verteidigt.

In der Klasse der Städte über 500.000 Einwohner liegt Bremen mit der nicht mehr ganz zufriedenstellenden Bewertung 3,6 auf Rang 1, dicht gefolgt von Hannover (3,7). Mit der gleichen Note schiebt sich Frankfurt auf Platz 3 vor, wo es Leipzig ablöst. Berlin erhielt einen "Sonderpreis für handfeste Verbesserungen" während der Corona-Pandemie, nachdem die Senatsverwaltung in der Hauptstadt seit dem Frühjahr viele Pop-up-Radwege eingerichtet hatte.

Außer Dresden und Bremen haben sich alle Städte über 500.000 Einwohner gegenüber 2018 ganz leicht von 4,08 auf 4,02 verbessert. Auch in München, Stuttgart und Düsseldorf bemerkten die Radfahrenden "handfeste Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit" in der Seuchenzeit. Dazu zählen sie Maßnahmen wie die Einrichtung von Fahrradstraßen, verkehrsberuhigten Zonen oder Pollern zum Schutz gegen Durchgangsverkehr. In Düsseldorf und Frankfurt lobten die Teilnehmer bessere Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen.

Gute Noten erhielten nur kleinere Kommunen etwa in der Klasse bis 20.000 Einwohner wie Wettringen (2,0), Reken und Rutesheim. Bei Gemeinden über 50.000 Einwohnern schnitt Nordhorn mit 2,6 am besten ab. Insgesamt bleibt die Zufriedenheit der Radfahrenden mit der Durchschnittsnote 3,9 für ihre Wohnorte auf niedrigem Niveau. 80 Prozent der Befragten finden Radwege zu schmal. Für 75 Prozent sind mangelnde Falschpark-Kontrollen ein Problem. 69 Prozent fühlen sich beim Radfahren generell nicht sicher.

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Zwei Drittel der Teilnehmer gaben an, dass Corona die Bedeutung des Fahrrads gesteigert habe. Das bestätigen die Verkaufszahlen im Fahrradhandel mit Umsatzsteigerungen von rund 60 Prozent im vergangenen Jahr. An den städtischen Zählstellen wurden seit Ausbruch der Pandemie deutlich mehr Radler gezählt. Handfeste Verbesserungen für den Radverkehr während der Pandemie sahen die meisten Befragten allerdings nicht: sie vergaben hier die Gesamtnote 5,0.

"Wir brauchen jetzt flächendeckende Radwegenetze im ganzen Land", forderte ADFC-Vizevorsitzende Rebecca Peters. "Das Fenster der Gelegenheit ist sperrangelweit offen." Länder und Kommunen müssten für Infrastrukturausbau zügig Geld aus den Programmen "Stadt und Land" sowie "Radnetz Deutschland" nutzen. "Das Geld ist da", versicherte Scheuer, "Bis 2023 stellen wir die Rekordsumme von 1,46 Milliarden Euro bereit."

"Verkehrswende und Radverkehr kommen voran, nicht wegen, sondern trotz Andreas Scheuers Verkehrspolitik", erklärte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Stefan Gelbhaar. Die Mittel, die der Minister "großzügig für den Radverkehr zu spendieren behauptet, sind nur ein Bruchteil dessen, was der Bund in den Straßenbau steckt".

Scheuers Straßenverkehrsordnung, die ein paar Verbesserungen für den Radverkehr bringen sollte, sei "faktisch unwirksam". Die Mittel für den Radverkehr müssen weiter erhöht und vor allem verstetigt werden. Der Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Insgesamt kamen bei der aktuellen neunten Ausgabe 1024 Städte in die Wertung.

(ds)