Schule digital: Wie ist der Status Quo? Was hat sich verändert?

Seit rund 12 Monaten ist das Schulleben in Deutschland durch die Pandemie auf den Kopf gestellt. Was hat sich verändert – was ist geplant? Eine Artikelserie.

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(Bild: View Apart / Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Vor etwas mehr als einem Jahr gewann die Corona-Pandemie in Deutschland an Fahrt. Nachdem im Januar und Februar ein noch gut einzugrenzendes Ausbruchsgeschehen festgestellt wurde, zeigten sich kurze Zeit später immer mehr Ausbruchsherde in der Bundesrepublik.

Erst wurden Schulschließungen noch als wenig nützlich zur Eindämmung der Infektionen eingestuft, dann ging doch alles ganz schnell: Am 13. März 2020 verkündeten die verantwortlichen Politiker die bundesweiten Schulschließungen. Noch Wochen danach befanden sich ganze Familien in der Isolation und es wurde heiß diskutiert, wie die Schule unter Pandemiebedingungen wieder starten und funktionieren könne.

Schon im Frühjahr 2020 war unter Expertinnen und Experten klar, dass für das Schuljahr 2020/2021 Vorsorge getroffen werden müsse, da im Herbst eine zweite Coronavirus-Welle drohen könne. Es wurde unter anderem angenommen, dass das Coronavirus in der kälteren Jahreszeit mehr Möglichkeiten erhalten würde, sich zu verbreiten – nicht zuletzt, weil wir dann mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen.

Einzelne Bundesländer arbeiteten deshalb für das Schuljahr 2020/2021 Stufenpläne aus – beispielsweise Niedersachsen –, allerdings zeigte sich in der tatsächlich eingetroffenen zweiten Coronavirus-Welle im Herbst, dass die vorher eingezogenen Linien nicht konsequent beachtet wurden. Zudem fehlte es in den Schulen häufig an so basalen Dingen wie Seife oder ausreichend Schutzkleidung (Masken). Als nützlich eingestufte Luftfilter wurden nicht angeschafft oder durften nicht installiert werden, selbst wenn Eltern für sie aufkommen wollten. Als große Sicherheitsstrategie in Schulen wurde das "Lüften" angepriesen.

Bis Dezember wurde der Präsenzunterricht bundesweit auch bei deutlich steigenden Infektionszahlen durchgezogen. Auch wenn schon ganze Schulen oder Klassenzüge in Quarantäne verbrachten, hielt man am Präsenzunterricht fest. Mitte Dezember war dieser Zustand dann durch ein immer bedrohlicher werdendes Infektionsgeschehen insgesamt nicht mehr zu halten und die Präsenzpflicht wurde ausgesetzt. Viele Kinder und Jugendliche befinden sich seitdem im Distanzlernen, Homeschooling oder auch Fernunterricht (suchen Sie sich einen Begriff aus – hier wurde häufiger umbenannt und umgedeutet), in einem geregelten Wechselunterricht (was meistens nur die Grundschulen betraf) oder in der Notbetreuung.

Für die Schulen bedeutete dies: Der Unterricht konnte nur dann gut fortgeführt werden, wenn Schulen und Lehrkräfte für einen Fernunterricht ausgestattet waren und Lehrkräfte wussten, wie ein guter Fernunterricht zu organisieren ist. Aufseiten der Familie gilt es teilweise, überhaupt erst eine Erreichbarkeit außerhalb der Schule herzustellen. Für bedürftige Familien können sich hier besondere Härten zeigen, denn die Hilfen zur Realisierung digitalen Unterrichts zu Hause sind äußerst unzureichend.

Fernunterricht kann bedeuten, dass Eltern Arbeitsmaterial aus der Schule abholen und dies mit ihren Kindern ganz analog durcharbeiten. Der Kontakt mit Lehrkräften kann sehr mühselig bis nicht existent sein.

Fernunterricht kann auch bedeuten, dass Lehrkräfte digital gestützten Distanzunterricht ausführen, Video-Calls vornehmen und andere Tools nutzen, um live kollaborativ Aufgaben zu bewältigen und den Kindern unterstützend beizustehen. Der Kontakt kann also auch vorhanden und mitunter sehr unkompliziert sein.

In welcher Lage man sich als Familie mit Schulkindern befindet, hat viel mit Pech und Glück zu tun. Wo Standards fehlen, kommt es auf die einzelne Schule, meist sogar nur auf die eine, beherzt zugreifende Lehrkraft und die ihr zur Verfügung stehende Technik an.

Heise online hat sich schon zu Beginn des Schuljahres 2020/2021 mit der Artikelserie "Schule digital" mit der Situation in den Schulen beschäftigt. Seit den ersten Schulschließungen im März 2020 begleiten wir die Bemühungen von Behörden, Lehrkräften und Familien, einen Unterricht unter Pandemiebedingungen gelingen zu lassen. Nun möchten wir mit einer erneuten Artikelserie beleuchten, was sich in den vergangenen 12 Monaten in der Schullandschaft verändert hat.

Artikelserie "Schule digital"

Wurden die großen, und deutlich bekundeten, Rückstände in der Digitalisierung der Schulen zum Teil aufgeholt? Was passiert hier auf Bundesebene und in den Ländern? Welche Weiterbildungsangebote gibt es für Lehrkräfte? Wo greift das Lock-in-Problem? Was will die "Initiative Digitale Bildung" erreichen? Wie entwickeln sich die Lern- und Lehrplattformen weiter? Was ist mit Open Educational Resources? Mit welchen digitalen Mitteln mussten oder durften Lehrkräfte arbeiten? Wurden Datenschutzfragen geklärt? Diese und andere Fragen möchten wir mit unserer neuen Serie aufgreifen.

Wir starten die Serie mit einem Interview: Schule digital: "Lehrkräfte mussten die Versäumnisse der Politik ausgleichen". Dr. Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stand uns – wie schon ein Jahr zuvor – Rede und Antwort (siehe auch: Coronavirus: Tele-Unterricht ist bisher keine Option für Schulen). Wie ist die Sicht der GEW auf die vergangenen 12 Monate und die Zukunft der Schule?

Die Artikel werden in der Regel im Wochenrhythmus immer freitags erscheinen.

(kbe)