H&M aus Apple Maps, Baidu Maps und Shopping-Apps in China verschwunden

Weil der Modekonzern keine Baumwolle mehr aus Xinjiang beziehen will, kam es zu Boykottaufrufen. Auch wurde er aus Karten- und Shopping-Apps gestrichen.

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Apple in China

(Bild: dpa, Rolex Dela Pena)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Die Modekette H&M hat in China nach Boykottaufrufen offenbar einen digitalen Bann erfahren: Die Adressen und Einträge der mehreren Hundert Ladengeschäfte in dem Land waren Medienberichten zufolge Ende vergangener Woche plötzlich nicht mehr in Apple Maps und anderen Karten-Apps wie Baidu Maps zu finden.

Wichtige Online-Shopping-Plattformen, über die H&M seine Ware in China zum Versand anbietet, haben die Produkte des Unternehmens kurz zuvor schon aus dem Katalog gestrichen, wie Techcrunch berichtet – darunter Anbieter wie Alibabas Taobao und jd.com.

Auslöser scheint Verärgerung über ein älteres Statement des Modekonzerns zu sein, in dem H&M sich besorgt über Berichte zu Zwangsarbeit und Diskriminierung von Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten in der chinesischen Region Xinjiang zeigt: Das Australian Strategic Policy Institute (ASPI) hatte im März 2020 berichtet, es seien von 2017 bis 2019 über 80.000 Uiguren aus Xinjiang in 27 über China verteilte Werke transferiert worden, um auch an Produkten für internationale Konzerne zu arbeiten – darunter Nike, Adidas, Panasonic und Apple.

H&M wolle keine Baumwolle mehr aus der Region beziehen, teilte das Unternehmen damals mit. In chinesischen sozialen Medien und von Staatsmedien scheint deshalb nun zum Bokyott des Unternehmens aufgerufen zu werden.

Apples Kartendienst ist offenbar der einzige Dienst eines westlichen Anbieters, bei dem ebenfalls die Einträge für H&M fehlen. Der Konkurrent Google Maps zeigt diese weiterhin, wird in China aber blockiert – und ist nur über VPN-Verbindungen verfügbar, wie Nutzer berichten. Apples Kartendaten für China stammen nicht aus eigener Hand sondern von dem chinesischen Geodatenanbieter AutoNavi, der der Alibaba Group gehört – ob dieser in Live-Daten der Kartenanzeige eingreifen kann, bleibt unklar.

Über das Wochenende haben zudem erste Einkaufszentren in verschiedenen chinesischen Städten H&M-Shops geschlossen, wie Bloomberg berichtet. Nach Deutschland und den USA zählt China als drittgrößter Markt für Hennes & Mauritz.

(lbe)