NFT und Augmented Reality: "Digitales Kunsterlebnis überall"

Künstlerin Krista Kim glaubt, dass Blockchain-Art künftig mit erweiterter Realität kombiniert wird. Sie hat gerade ein 3D-Haus für eine halbe Million verkauft.

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(Bild: Krista Kim)

Lesezeit: 6 Min.

Technology Review: Sie haben gerade ein digitales Kunstwerk – eine 3D-Animation eines Hauses auf dem Mars – für rund eine halbe Million US-Dollar verkauft. Waren Sie überrascht, einen solchen Preis zu erzielen?

Krista Kim: Ich war nicht überrascht über den Preis. Ich glaube, dass dies ein historisch sehr bedeutsames Kunstwerk ist und es in Zukunft noch wertvoller werden wird.

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TR: Haben Sie sich das Geld bereits in Ihrer Landeswährung auszahlen lassen oder behalten Sie es in Ethereum?

Kim: Ich habe mich dafür entschieden, Teile des Geldes von Mars House in Ethereum zu halten. Der Großteil des Erlöses geht an die Continuum Foundation, die eine Welttournee von Klang- und Lichtheilungs-Kunstinstallationen in Zusammenarbeit mit Jeff Schroeder von den Smashing Pumpkins unterstützt.

TR: Was bekommt der Käufer technisch gesehen? Die 3D-Datei selbst ist doch kostenlos, oder?

Kim: Technisch gesehen erhält der Käufer das NFT-Artwork und die .gltf-3D-Dateien, das Dateiformat für die meisten Metaverse-Plattformen.

TR: Im Vergleich zu anderen NFT-Verkäufen, die in zweistellige Millionen gehen, wirkt Ihr "Mars House" fast billig. Wie groß ist der Hype auf diesem Markt?

Kim: Ich kann nicht für andere Künstler sprechen. Ich bin noch neu in diesem Bereich und konzentriere mich darauf, spannende Projekte zu schaffen, die die Kultur durch NFT als Medium beeinflussen. Nicht alle Künstler sind auf lange Sicht ein Investment. Eine Minderheit wird zu tatsächlich legendären NFT-Künstlern werden. Ich denke, das wird die Zeit zeigen.

TR: Erzählen Sie uns etwas über sich. Welche Art von Kunst machen Sie normalerweise? Können Sie davon leben?

Kim: Ich bin Künstlerin und Unternehmerin und ich schaffe seit 2014 digitale Kunst. Ich kreiere öffentliche Kunstinstallationen aus großen LED-Wänden mit meditativer Kunst und passender Musik. Die erwähnte Welttournee mit Jeff Schröder beginnt im August in Toronto und führt uns dann im September nach Venedig und schließlich im Dezember nach Miami. Ich verdiene mein Geld mit Kunst und der Zusammenarbeit mit Marken und Unternehmen, so gab es 2018 eine erfolgreiche Kooperation mit dem Modelabel Lanvin.

Aktuell starte ich "Healing Atmosphere", Kunstinstallationen für Gesundheitseinrichtungen weltweit. Kürzlich wurde ich außerdem zur Botschafterin für das Start-up Superworld ernannt. Das ist ein Marktplatz für digitale Assets wie Kunst, Mode, Werbung und andere Augmented-Reality-Erlebnisse.

TR: Derzeit gibt es keine wirkliche Möglichkeit, digitale Kunst wirklich zu genießen. Sie wird auf einem Computer, einem Telefon oder einem Tablet aufbewahrt, vielleicht in einem digitalen Bilderrahmen. Vermissen die Käufer nicht die physische Verkörperung der Kunst?

Kim: Wenn es nach Superworld geht, werden wir bald überall digitale Kunsterlebnisse haben – dann nämlich, wenn wir anfangen, Augmented-Reality-Brillen zu tragen. Damit lässt sich NFT als Kunstform wirklich befreien und darstellbar machen.

TR: Sie stellen sich vor, dass die Leute irgendwann virtuelle Immobilien kaufen (was auf einigen Websites bereits möglich ist) und dann dort digitale Kunst platzieren. Können Sie diese Idee erklären?

Kim: Superworld liefert zahlreiche 3D-Assets wie Kunst, Mode, Accessoires, Haustiere oder Architektur und bietet diese auf der Plattform zum Kauf und Verkauf an. Solche Assets können darüber auch erstellt und programmiert werden. Das wird dann an Orte geknüpft. Ich kann zum Beispiel den Times Square auf Superworld kaufen und eine digitale Rose irgendwo im virtuellen Raum platzieren, damit mein Freund sie findet.

Ich könnte ein AR-Feuerwerk am Himmel für den Geburtstag meiner Tochter veranstalten. Die Welt wird dann mit digitalen kreativen Gegenständen geschmückt sein, die wir lieben und mit denen wir ausdrücken können, wer wir sind – oder sein wollen. Genau wie Tattoos wird es eine Form der Selbstdarstellung werden, die einzigartig ist. Das könnte eine echte kreative Renaissance werden.

TR: Unternehmen arbeiten bereits an Augmented-Reality-Hardware, aber sie sind noch nicht Mainstream, vor allem, weil es keine leicht zu tragenden Brillen oder Ähnliches gibt. Glauben Sie, dass sie es werden, wenn Firmen wie Apple anfangen, sie zu verkaufen?

Kim: Es gibt bereits Kontaktlinsen mit AR-Funktionen. Und die AR-Brille von Apple könnte nächstes Jahr auf den Markt kommen. Ich kann mir das innerhalb von zwei Jahren vorstellen, wenn es eine weitverbreitete Annahme geben wird.

TR: Die Pandemie hat dazu geführt, dass sich die Menschen viel in geschlossenen Räumen aufhalten. Werden wir Ihrer Meinung nach irgendwann nur noch in der Augmented Reality oder Virtual Reality leben? Und wenn ja, wann?

Kim: Ich glaube, dass der Vorteil aller AR-Systeme darin liegt, dass wir unser tägliches Leben mit einer Augmented-Reality-Erfahrung ergänzen können, die unser Leben akzentuiert und bereichert. Ich bin nicht damit einverstanden, zu 100 Prozent in einem Augmented- oder Virtual-Reality-Raum zu leben. Mit Superworld wollen wir die Welt besser und menschlicher machen und sie bereichern.

TR: Ausgestattet mit NFT-Kunst?

Kim: Das ist absolut möglich und es wird für Sie und mich erstaunlich sein, die Kreationen zu sehen, die da auf uns zukommen.

TR: NFT-Kunst erzeugt einen hohen Energiebedarf und scheint nicht wirklich klimafreundlich zu sein. Können Sie damit leben?

Kim: Ich glaube, dass das ein kurzfristiges Problem ist. Es gibt genügend Investitionsmittel und ein Interesse daran, dieses Problem zu lösen. Daher mache ich mir langfristig keine Sorgen. Sobald wir mehr alternative Energielösungen zur Verfügung haben, wird dies kein Thema mehr sein. Ich glaube fest, dass dies erreicht werden kann.

(bsc)