Umfrage: Mehrheit für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen

Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt führen eine Umfrage zum Thema "Tempolimit" durch. Die meisten Teilnehmer sind dafür.

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Die Diskussion um ein Tempolimit wird in Deutschland seit vielen Jahren erbittert geführt. In anderen Ländern, wie beispielsweise in Österreich, ist das kein Thema.

(Bild: ASFiNAG)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Franz
  • mit Material der dpa
Inhaltsverzeichnis

Umwelt- und Klimafragen gehörten auch während der Corona-Pandemie für viele Menschen in Deutschland einer Umfrage zufolge zu den wichtigsten Themen. 65 Prozent der Befragten einer aktuellen Studie halten die Themen weiterhin für sehr wichtig, wie aus einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts hervorgeht. Ihre Zahl ist 2020 demnach im Vergleich zu einer Zwischenerhebung von 2019 (68 Prozent) geringer, aber etwas höher als im Jahr 2018 (64 Prozent).

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte: "Besonders interessant wird die Studie da, wo es konkret wird, etwa beim Tempolimit." Hier habe es im Vergleich zur letzten Befragung einen spürbaren Zuwachs gegeben, hin zu einer breiten und klaren Mehrheit für ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen. Den Ergebnissen zufolge sind insgesamt 64 Prozent der Befragten "auf jeden Fall" oder "eher" der Ansicht, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung kommen sollte. "Eher nein" und "auf keinen Fall" antworteten demnach insgesamt 36 Prozent der Befragten.

Nach Einschätzung der Ministerin setzt dies Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) unter Zugzwang: Er müsse "jetzt auch stärker" für das Tempolimit werben – insgesamt sollten das in der Bundesregierung "noch mehr Leute tun". Von den weiteren vorgeschlagenen Maßnahmen im Bereich Mobilität und Verkehr erhielt nur die Einführung einer Pkw-Maut ähnlich viel Ablehnung wie das Tempolimit. Gegen mehr Radwege sprachen sich den Ergebnissen zufolge nur drei Prozent der Befragten aus. Dass der ÖPNV preiswerter wird, wünschen sich hingegen rund 90 Prozent der Befragten. Den Zahlen nach ist der gesellschaftliche Stellenwert von Klima- und Umweltfragen damit im vergangenen Jahr auch höher als das Interesse an "Verlauf und Folgen der Corona-Pandemie" mit 62 Prozent, wonach auch gefragt wurde.

"Den Menschen in Deutschland ist sehr bewusst, dass ambitionierter Umwelt- und Klimaschutz letztlich die eigenen Lebensgrundlagen erhält", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner. Nachholbedarf sehen die Befragten laut den Ergebnissen vor allem bei der Vermeidung von Verpackungsmüll (64 Prozent).

Ein wegweisendes Urteil setzt unterdessen die Politik beim Thema Klimaschutz weiter unter Druck. Das Bundesverfassungsgericht entschied, dass die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz nachbessern muss, um die Freiheitsrechte jüngerer Generationen zu schützen. "Für den Klimaschutz ist das erst mal ein Ausrufezeichen", sagte Schulze bei der Veröffentlichung der 13. Umweltbewusstseinsstudie. Die Ministerin kündigte per Twitter an, Eckpunkte für ein weiterentwickeltes Klimaschutzgesetz im Sommer vorzulegen.

Gefragt wurde unter anderem:

  • Wie würden Sie die Umweltqualität jeweils beurteilen?
  • Auch andere Politikbereiche können sich auf den Umwelt- und Klimaschutz auswirken. Inwieweit sollen Ihrer Meinung nach Umwelt- und Klimaschutz in den folgenden Bereichen berücksichtigt werden?
  • Wird von den genannten Akteuren in Deutschland genug für den Umwelt- und Klimaschutz getan?
  • Zu Ihrem persönlichen Verhalten bei Kauf und der Nutzung von Produkten und Dienstleistungen. Bitte geben Sie an, wie oft Sie dies jeweils tun.
  • Als nächstes möchten wir näher auf das Thema Klimawandel und Klimaschutz eingehen. Wie stark interessieren Sie sich für dieses Thema?
  • Wie gut fühlen Sie sich über das Thema Klimawandel und Klimaschutz insgesamt informiert?
  • Wodurch wird der Klimawandel Ihrer Meinung nach verursacht? Bitte wählen Sie die Angabe aus, die Ihrer persönlichen Auffassung am nächsten kommt.
  • Noch einmal zurück zur Corona-Krise der letzten Wochen und Monate. Wie haben diese Ereignisse die Bedeutung des Klimaschutzes für Sie persönlich verändert?
  • Manche meinen, dass in Deutschland zu wenig für den Klimaschutz getan wird, andere finden, es werde zu viel getan. Es gibt unterschiedliche Vorschläge, um den Klimaschutz voranzubringen. Inwieweit sind die politischen Herangehensweisen Ihrer Ansicht nach dafür wichtig?
  • Um die klimaschädlichen CO2-Emissionen im Verkehr oder im Gebäudebereich zu verringern, wird der Staat ab 2021 Kraftstoffe und fossile Heizstoffe (z.B. Heizöl, Gas) mit einem CO2-Preis belegen. Wenn Sie entscheiden könnten, wie diese staatlichen Einnahmen genutzt werden, welche der folgenden Möglichkeiten würden Sie wählen?
  • Finden Sie, dass im Bereich Mobilität in Hinblick auf die folgenden Ziele derzeit genug oder nicht genug getan wird?
  • Sind Sie der Ansicht, dass im Bereich Mobilität die folgenden Maßnahmen umgesetzt werden sollen oder nicht?
  • Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft erfordert einen Umstieg auf umwelt- und klimafreundliche Produkte und Produktionsverfahren (z.B. neue Antriebstechnologien oder Ausstieg aus der Kohleverstromung). Wie bewerten Sie die folgenden Aussagen hinsichtlich dieses Strukturwandels?
  • Der Wandel hin zu einer klimaverträglichen Lebensweise kann verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark betreffen. Wie bewerten Sie die folgenden Vorgehensweisen?

Bei der Studie von 2020 wurde eine Onlinebefragung durchgeführt. Die Repräsentativität der Stichprobe für die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren sei laut Studienauftraggeber methodisch sichergestellt. Die Befragung wurde im November und Dezember 2020 durch das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) bei einer Stichprobe von 2115 Personen durchgeführt. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und des Umweltbundesamts (UBA) durchgeführt. Die Befragung und Auswertung nahmen das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) und das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) vor.

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