"Apple hat ein Monopol": EU-Wettbewerbshüterin weitet Prüfung des App Store aus

Die EU-Kommission will prüfen, ob Apple mit umstrittenen App-Store-Regeln den Wettbewerb in weiteren Bereichen als Musik-Streaming verzerrt.

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(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Der App Store und Apples Regeln rücken immer stärker in den Fokus europäischer Wettbewerbshüter. Neben Musik-Streaming will die Europäische Kommission auch in weiteren Bereichen prüfen, ob Apples strikte Bezahlvorgaben zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen.

Dazu gehören die Kategorien Spiele und E-Books, wie die Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager im Anschluss an die Übermittlung der Beschwerdepunkte zu App-Store-Regeln erläuterte. Ebenso wie bei Musik-Streaming ist der iPhone-Konzern in den beiden genannten Segmenten mit eigenen Angeboten präsent.

Apple benachteilige mit den Vorgaben rund um In-App-Käufe die Anbieter anderer Musik-Streaming-Apps, lautete das vorläufige Ergebnis der Untersuchung, das die Kommission am vergangenen Freitag bekanntgegeben hatte. "Es wird nicht das letzte Verfahren sein, bei dem es um den App Store geht", betonte Vestager.

In Hinblick auf den App Store machte die Wettbewerbskommissarin ihre Position dabei unmissverständlich klar: "Apple hat ein Monopol". Die Untersuchung habe ergeben, "dass die Nutzer von Apple-Geräten dieser Marke sehr treu bleiben und nicht so leicht zu einer anderen Marke wechseln", wie die Kommission in den Beschwerdepunkten ausführt. Entsprechend gibt es für App-Anbieter und Entwickler keinen anderen Weg, um iOS-Nutzer zu erreichen. Sie müssen "ihre Apps über den App Store vertreiben und dabei die obligatorischen und nicht verhandelbaren Regeln von Apple einhalten", so die Wettbewerbshüter.

Apple wies diese Sicht bislang stets weit von sich: Man sei in keinem Markt dominant, betont der iPhone-Konzern schon seit längerem. Apple-Chef Tim Cook verwies mehrfach auf einen "Straßenkampf", der um Entwickler und Marktanteile tobe – es gebe viele andere Smartphone-Anbieter und Plattformen für den App-Vertrieb.

Apple hat nun drei Monate Zeit, um auf die Bedenken der EU-Kommission zu reagieren. Vestager zeigte sich dabei optimistisch, dass ein Weg gefunden werden könne, um fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Auch Cook ließ ein Hintertürchen offen: Der App Store und andere Teile von Apple seien "nicht in Beton gegossen", so der Apple-Chef gegenüber Finanzanalysten auf Nachfragen zu drohender Regulierung.

Die Veröffentlichung der Beschwerdepunkte der EU-Kommission erfolgte zeitlich auffällig nahe zum großen Prozess im Streit zwischen Epic Games und Apple, der am Montag in den USA beginnt. Auch dort wird es um Apples umstrittene Vorgaben für In-App-Käufe gehen. Epics Klage reicht aber darüber hinaus: Der Spielekonzern will eine komplette Öffnung von iOS für Software von Drittanbietern erzwingen, um etwa auch seinen eigenen Store auf die Geräte bringen zu können.

(lbe)