Dogecoin: Kursrutsch nach TV-Auftritt von Elon Musk, DOGE1-Satellit angekündigt

Ein Meme als Anlageobjekt: Der Dogecoin mischt den Kryptomarkt auf und wird von Elon Musk befeuert. Auch sein Unternehmen SpaceX setzt auf die Doge-Kursrakete.

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(Bild: Orpheus FX/Shutterstock.com)

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Der Rummel um die Kryptowährung Dogecoin steuerte am Wochenende auf einen neuen Höhepunkt zu: Die ganze Woche fieberte der Kryptomarkt auf einen Auftritt Elon Musks hin, der in der Nacht auf Sonntag durch die US-Comedy-Show Saturday Night Live (SNL) führte. Tatsächlich nutzte der Starunternehmer die große Bühne für weitere Dogecoin-Werbung – gleich in mehreren Sketchen.

Zunächst holte Musk seine Mutter Maye zu sich vor die Kameras. Sie sagte, sie hoffe, dass ihr Geschenk zum Muttertag keine Dogecoins seien. Später trat der Tesla-Chef in der Rolle eines Finanzexperten auf, der das Dogecoin-Phänomen erklären sollte. Er sprach erst von "der Zukunft der Währungen, einem unaufhaltbarem Finanzvehikel, das die Welt übernehmen werde". Letztlich räumte er bei dem Sketch jedoch scherzhaft ein, dass es sich um einen "Hustle" handele. Das Wort ist mehrdeutig und muss nicht zwingend eine negative Bedeutung haben, lässt sich aber unter anderem auch als Abzocke übersetzen.

Am Freitag hatte die Vorfreude auf Musks große Show den Kurs auf ein Rekordhoch von 74 US-Cent befördert. Statt wie von Fans im Internet als Ziel ausgerufen, die Marke von einem Dollar pro Dogecoin zu knacken, stürzte der Kurs am Sonntag aber wieder um über 35 Prozent auf unter 50 US-Cent ab. Derzeit hat sich der Preis auf rund 52 US-Cent wieder stabilisiert. Mit einer Marktkapitalisierung von ungefähr 68 Milliarden US-Dollar nimmt der Dogecoin derzeit Rang vier der größten Kryptowährungen ein.

Musk hatte den Dogecoin-Kurs zuvor monatelang mit Tweets befeuert, die man als überaus wohlwollend verstehen kann, und genießt deshalb Kultstatus bei Anhängern der Währung. Der Tesla-Chef ist sich seiner Rolle offenbar bewusst – seinen Auftritt bei SNL bewarb er in Anspielung auf den legendären Mafia-Film "The Godfather" ("Der Pate") als "The Dogefather". Kurz vor der Show hatte er jedoch auch schon gewarnt: "Kryptowährungen sind vielversprechend, aber bitte investiert mit Vorsicht!"

Auch seine Raumfahrtfirma SpaceX spannt der "Dogefather" offenbar ein, um der Kryptowährung zu mehr Publizität zu verhelfen. So teilte SpaceX mit, nun Zahlungen in Dogecoin zu akzeptieren und auch gleich die erste Zahlung erhalten zu haben: Die Geometric Energy Corporation habe die Kosten für den geplanten Transport ihres Cubesats "DOGE-1" mit einer Falcon-9-Rakete in der Kryptowährung beglichen. Geplant sei der Start im ersten Quartal 2022, der Satellit soll dann räumliche Daten über den Mond sammeln.

In der Pressemitteilung preisen die beiden Unternehmen den Dogecoin als schnelles und verlässliches Zahlungsmittel abseits klassischen Bankwesens an, das sie auch künftig für ihre "lunaren" Geschäfte verwenden wollen. "Diese Mission wird die Anwendung von Kryptogeld jenseits des Erdorbits demonstrieren und die Grundlage für interplanetaren Handel legen", sagte der SpaceX-Manager Tom Ochinero. Was das genau heißen soll, blieb allerdings offen. Musk hatte bereits am ersten April getwittert, dass SpaceX Dogecoin buchstäblich zum Mond schicken werde. Wegen des Datums wurde sein Aufgreifen des "To the moon"-Memes der Kryptogeldszene wohl eher als Scherz wahrgenommen.

Pläne, Satelliten für Kryptogeldnetzwerke zu nutzen, gab es bereits früher: 2015 hatte das Startup Dunvegan Space Systems Cubesats im Erdorbit als Knoten des Bitcoin-Netzwerks verwenden wollen, das Vorhaben verlief offenbar aber im Sand.

Kritiker sehen in Dogecoin oder anderen Kryptowährungen Tendenzen von Schneeballsystemen. Selbst ausgesprochene Krypto-Befürworter wie Großinvestor und Bitcoin-Milliardär Mike Novogratz sind skeptisch. "Ich denke, es ist gefährlich, denn wenn der Enthusiasmus nachlässt, könnte es steil bergab gehen", sagte er jüngst dem US-Sender CNBC. Etliche Experten warnen vor einer Blase und raten nur das zu investieren, was man problemlos einbüßen könne. Andere Stimmen wie der Tech-Milliardär und Besitzer des Basketball-Teams Dallas Mavericks, Mark Cuban, etwa glauben, dass Dogecoins langfristig Potenzial als Transaktionsmittel haben.

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Auffällig bei der Währung ist auch, wie stark die Guthaben auf wenige Adressen konzentriert sind. Laut dem Analysedienst Bitinfocharts hält allein eine Adresse mit rund 36,7 Milliarden Doge rund 28 Prozent aller Coins; die Top-Zehn-Adressen halten 45 Prozent. Wer hinter der milliardenschweren Dogecoin-Adresse DH5yaieqoZN36fDVciNyRueRGvGLR3mr7L steht, ist unbekannt. Unter anderem wird vermutet, der US-Broker Robinhood könnte Besitzer der Adresse sein. Das Unternehme hat das weder verneint noch bestätigt und erklärte dazu lediglich, aus Gründen der Sicherheit und des Datenschutzes nicht seine Adressen offenzulegen.

Aber selbst wenn der Dogecoin so schnell wieder in den Tiefen der Kryptowelt verschwinden sollte, wie er daraus emporstieg, sehen Experten einen Trend zu mehr Vielfalt auf dem Markt. Im Schatten des bekanntesten Kryptogelds Bitcoin, das zuletzt etwas unter Druck war, erreichte die zweitgrößte Digitalwährung Ether vergangene Woche Rekordhochs, erst bei 3500 US-Dollar und am Sonntag über 4000 US-Dollar.

Bitcoin macht mit seiner Marktkapitalisierung derzeit nur noch rund 42 bis 44 Prozent des gesamten Kryptobörsenwerts aus, melden die Analyse-Plattformen Coinmarketcap und Coingecko. Zwar hat der Bitcoin auch schon niedrigere Werte gesehen, dennoch spricht es dafür, dass sich der Markt derzeit diversifiziert. (Mit Material der dpa) / (axk)