Tritium-Wasser aus Fukushima: China stellt sich neben Südkorea gegen Japan

Bevor Japan das belastete Kühlwasser aus dem AKW Fukushima Daiichi ins Meer lässt, will China so wie Südkorea zuerst breite internationale Verhandlungen.

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Aufnahme eines Teils des Geländes AKW Fukushima Daiichi vom März 2021.

(Bild: Tepco)

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In der Frage der Entsorgung von Millionen Kubimeter tritiumbelasteten Kühlwassers aus dem zerstörten AKW Fukushima Daiichi unterstützt China Südkorea in der Forderung nach internationaler Aufsicht. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) solle mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zusammenarbeiten, um zu gewährleisen, dass das Abwasser sicher entsorgt wird, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums laut der Nachrichenagentur Xinhua.

Der südkoreanische Minister für Ozeane und Fischerei, Moon Seong-hyeok, hatte am vorigen Freitag die IMO angeschrieben. Dabei bat er darum, Möglichkeiten für die Kooperation mit der IAEA zu überprüfen, damit das Wasser aus dem AKW auf eine für die internationale Gemeinschaft akzeptable Weise entsorgt werden könne, wie der südkoreanische Sender KBS berichtet. Japan bedrohe die Meeresökologie der ganzen Welt und das Leben der Bürger einzelner Länder, betonte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Die japanische Regierung sollte verseuchtes Wasser nicht ins Meer ablassen, ohne dass die beteiligten Länder und internationale Organisationen darüber verhandelt hätten

Zhao Lijian vom chinesischen Außenministerium hatte laut Xinhua betont, dass Japan nicht klar auf die ernsten Bedenken der internationalen Gemeinschaft reagiert habe. Die Entscheidung der japanischen Regierung sei weder verantwortlich noch transparent. "Japan verfolgt nur sein eigenes Interesse und hinterlässt endlose Probleme für die internationale Gemeinschaft und zukünftige Generationen", sagte Zhao demnach.

Seit dem Super-GAU von Fukushima vor zehn Jahren müssen drei Reaktoren, in denen die Brennstäbe geschmolzen sind, ständig gekühlt werden. Dabei haben sich ungefähr 1,23 Millionen Kubikmeter angesammelt, die auf dem AKW-Gelände gelagert werden. Gereinigt wird es mit dem ALPS-Verfahren, damit können 62 Radionukleide aus dem Wasser entfernt werden, bis auf einen Rest, der unter den gesetzlichen Vorgaben für die Einleitung in die Umwelt liegt, erläuterte die IAEA in einem Bericht vom April 2020. Tritium kann mit ALPS nicht entfernt werden, auch nicht das radioaktive Isotop Kohlenstoff-14.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)

Die Gesamtlagerkapazität der Tanks betrug bis Ende 2020 etwa 1,37 Millionen Kubikmeter. Um den Sommer 2022 sollen sie nach Schätzungen der IAEA voll sein. Im April entschied die japanische Regierung, das Wasser solle in etwa zwei Jahren über längere Zeit hinweg ins Meer gelassen werden.

Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz hat berechnet, wenn das Wasser aus den Abwassertanks über zehn Jahre verteilt in das Meer abgegeben würde, entspräche dies einer Abgabe von etwa 90 Terabecquerel Tritium pro Jahr. Das wiederum entspricht ungefähr der jährlichen Ableitung von Tritium mit dem Abwasser aus allen deutschen Atomkraftwerken im Jahr 2016. Greenpeace hält den Platzmangel, wegen dem das Kühlwasser abgeleitet werden soll, für eine von der japanischen Regierung und Tepco konstruierten Notlage.

(anw)