Der BärCODE: Digitale Signatur als Corona Test- oder Impfnachweis

Von der Berliner Charité kommt ein Projekt zur Erstellung von Impfnachweisen, die einfach zu handhaben und in andere Dienste integrierbar sind. Ein Interview.

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Person mit Reisepass und digitalem Impfnachweis in einer Smartphone-App wartet auf dem Flughafen.

(Bild: Shutterstock.com/ronstik)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Martin Loschwitz
Inhaltsverzeichnis

Der Genuss der eigenen Grundrechte wird in vielen Bereichen des Lebens bis auf Weiteres an den Nachweis einer Corona-Schutzimpfung oder eines aktuellen Corona-Tests gekoppelt sein. Das BärCODE-Projekt der Berliner Charité entwickelt dazu eine digitale Signatur, die ohne die Blockchain und anderen Firlefanz auskommt und besonders leicht in die bestehenden Prozesse zu integrieren ist. heise online hat mit den Machern der Lösung gesprochen.

Deutschland macht sich locker dieser Tage: Nach Monaten der radikalen Einschränkungen bürgerlicher Grundrechte gehen in den meisten Bundesländern der Einzelhandel, Hotels und die Gastronomie zumindest eingeschränkt wieder in Betrieb. Auch Großereignisse sollen absehbar wieder möglich sein -- erst vorgestern genehmigte der Berliner Senat dem 1. FC Union Berlin die Durchführung des letzten Spiels der Erstligasaison vor rund 2000 Zuschauern. Fast immer gelten jedoch strikte Regeln: So sind der Besuch etwaiger Events, der Aufenthalt in der Gastronomie oder auch nur der Friseurbesuch an das Vorliegen eines aktuellen und negativen Corona-Tests gebunden -- oder an den Nachweis einer vollständigen Immunisierung nach vollständiger Impfung oder Genesung.

Auch die diesbezüglich erlassene Verordnung der Bundesregierung stellt ähnliche Anforderungen. In der Praxis stellt sich da freilich die Frage, wie Friseure, Türsteher oder Kartenkontrolleure im Fußballstadion ad hoc bewerten sollen, ob ein vorgelegtes Dokument -- etwa ein Testergebnis -- den Anforderungen genügt. Photoshop & Co. öffnen zudem Betrugsmöglichkeiten, die durch Laien kaum zu erkennen sind.

Das Berlin Institute of Health (BiH) in der Berliner Charité hat kürzlich eine Lösung namens BärCODE vorgestellt, die das Problem lösen will. In Zeiten von Blockchain & Co. fällt dabei schnell auf, dass die Architektur des vom Berliner Senats unterstützten Projektes denkbar simpel ist: Der BärCODE ist im Wesentlichen eine mit Open-Source-Werkzeugen erstellte, digitale Signatur, mit der etwa Labore oder Impfzentren einen Impfnachweis versehen. Der Arbeitsaufwand bei den Laboren und den Impfzentren soll sich dadurch praktisch nicht erhöhen: Durch die Integration in bestehende Prozesse wird der BärCODE, so die Idee, automatisch auf Test- oder Impfnachweise gedruckt oder digital ausgegeben.

Den digitalen Code zeigen Bürgerinnen und Bürger dann in beliebiger Form beim Gastwirt, Friseur oder vor dem Konzertbesuch vor. Das kann am Smartphone geschehen, ein Ausdruck auf Papier reicht aber auch. Eine eigene App für Bürgerinnen und Bürger gibt es nicht -- wohl aber für die, die Einrichtungen mit vorgeschriebener Einlasskontrolle betreiben. Es genügt, mit dieser App den vorgelegten Code zu scannen. Ist dieser gültig, erfolgt in der App eine entsprechende Rückmeldung -- es steht dem Einlass dann nichts mehr im Weg.

Beim Entwickeln des BärCODE haben seine Macher großen Wert auf Datensparsamkeit gelegt. Die Erhebung zusätzlicher Informationen, die nicht auch bisher schon auf Impf- oder Testzertifikaten zu finden sind, findet nicht statt. Der BärCODE enthält lediglich Details zur vorlegenden Person (Name und Geburtsdatum, um die Identifikation zu ermöglichen) sowie zu Zeitpunkt und Ergebnis eines Tests oder zum Zeitpunkt einer durchgeführten Corona-Schutzimpfung.

Als Konkurrenz zur Corona-Warn-App (CWA) oder zu andere Lösungen wie Luca sehen die Erfinder ihren BärCODE derweil nicht. Denn die Charité sowie der Berliner Senat, die den BärCODE gemeinsam entwickeln, verfolgen mit ihrem Projekt kein kommerzielles Interesse. Viel eher arbeite man daran, eine Integration mit anderen Anwendungen möglich zu machen, so dass BärCODE-Zertifikate etwa auch in der CWA angezeigt oder aus dieser heraus überprüft werden können. Und auch mit dem bald erscheinenden grünen Impfzertifikat der Europäischen Union wird der BärCODE kompatibel sein.

Die Vorbereitungen dafür laufen im Hintergrund aktuell auf Hochtouren. Die nötige Public Key Infrastructure (PKI), die für die Erstellung der digitalen Zertifikate nötig ist, erwacht dabei ebenso zum Erleben wie Gespräche mit verschiedenen Herstellern von Laborsoftware, den Entwicklern der Corona-Warn-App oder der Luca-App. Stets geht es dabei um die baldige BärCODE-Integration in die jeweiligen Produkte. Ob sich der BärCODE als Erfolg entpuppt, wird sich allerdings erst herausstellen. Die Chancen dafür stehen aber gut -- denn vor dem Hintergrund der aktuellen Lockerungen der Corona-Warnmaßnahmen wird der Wunsch nach effizienten Kontrollwegen für Test- und Impfzertifikate schnell größer werden. Das Interview: