BSI kritisiert ebenfalls Luca-App: "Angriffs-Szenario plausibel"

Eine Schwachstelle der Luca-App hätte ganze Gesundheitsämter lahmlegen können. Nun kommt auch Kritik vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

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Von
  • dpa

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine inzwischen geschlossene Sicherheitslücke in der Luca-App bemängelt. Zuvor hatte der IT-Sicherheitsexperte Marcus Mengs in einem Youtube-Video vorgeführt, wie er theoretisch ein an die Luca-App angebundenes Gesundheitsamt lahmlegen könnte. Mengs hatte dazu als Luca-Nutzer bestimmte Sonderzeichen in die Eingabefelder für seine eigenen Daten eingegeben, beispielsweise ins Feld für die Postleitzahl seiner Anschrift. Diese Sonderzeichen hätten von dem Microsoft-Office-System im Gesundheitsamt als Programmcode interpretiert werden können. Diese Angriffsmethode wird als "Code-Injection" bezeichnet.

Das BSI teilte an diesem Freitag über Twitter mit: "Wir schätzen das Angriffs-Szenario einer Code-Injection über das Luca-System abhängig von der konkreten Einsatzumgebung als plausibel ein." Damit bestätigen sie die Einschätzung von heise Security. Die Macher der Luca-App hatten nach Bekanntwerden der Lücke die Eingabe von Sonderzeichen in die Namens- und Kontaktfelder unterbunden und erlauben nur noch die Eingabe von Buchstaben und Zahlen. Laut BSI ist kein Fall bekannt, bei dem die Schwachstelle ausgenutzt wurde.

Gleichzeitig machte das BSI klar, dass Luca sich um das Problem kümmern muss, nicht die Gesundheitsämter. "Wir sind der Auffassung, dass die Betreiber einer App für die Integrität übermittelter Daten verantwortlich sind." In dem Angriffs-Szenario von Mengs ging es um die Kontaktdaten im Luca-System, die als sogenannte CSV-Dateien für Microsoft Excel übertragen werden. Statt herkömmlichen Namen hätte ein ausführbarer Schadcode in bestimmten Datenfeldern gestanden. Culture4Life, das Unternehmen hinter Luca, hatte gesagt, die Verantwortung liege bei Microsoft und den Mitarbeitern der Gesundheitsämter, nicht in der eigenen App.

In sensiblen Umgebungen wie Behörden empfehlen Sicherheitsexperten, die Programme von Microsoft Office so zu konfigurieren, dass in Dokumenten von außen keine Programmcodes ausgeführt werden dürfen. Dem BSI reicht dies aber nicht aus: "Schutzmaßnahmen Dritter, etwa zusätzliches Unterbinden von Makro-Ausführung, stellen aus unserer Sicht keine ausreichende Sicherheitsmaßnahme dar. Wir sind der Ansicht, dass offenkundige Schwachstellen durch App-Betreiber unverzüglich und konsequent behoben werden sollte."

Die Luca-App, für die unter anderem der Hip-Hop-Sänger Smudo von den Fantastischen Vier geworben hatte, kommt in vielen Bundesländern bereits zum Einsatz. Die App ist aber unter Wissenschaftlern und Datenschützern umstritten.

(emw)