Immer mehr Satelliten im Orbit: ESA nennt Entwicklung unhaltbar

SpaceX legt mit Starlink vor, andere wollen folgen: Die Zahl der künstlichen Satelliten soll massiv ansteigen. Das berge immense Gefahren, warnt die ESA.

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(Bild: ESA)

Lesezeit: 4 Min.

Unser Umgang mit dem erdnahen Weltraum sei unhaltbar und sollte er sich nicht ändern, werde es zunehmend schwierig, im All überhaupt noch sicher zu agieren. Das geht aus dem jüngsten Space Environment Report der europäischen Raumfahrtagentur ESA hervor. Die Zahl beziehungsweise die Gesamtmasse der Objekte in der Erdumlaufbahn nimmt demnach stetig zu und vor allem in niedrigen Orbits werde immer noch viel zu wenig unternommen, um Satelliten nach ihrer Lebenszeit sicher zu entsorgen. Gleichzeitig gebe es aber auch Erfolgsgeschichten, so sehe es in höheren Orbits viel besser aus, auch Raketenteile würden viel besser entsorgt als noch vor 20 Jahren.

Den Bericht zum Zustand der Umgebung der Erde gibt die ESA einmal jährlich heraus; in diesem Jahr nutzt sie die Gelegenheit, um einmal mehr für ihre Bemühungen zu werben, das All aufzuräumen. Dieses Ziel kann sie auch mit Zahlen untermauern. So weist die Weltraumagentur darauf hin, dass die Zahl der Objekte im Erdorbit seit der ersten Satellitenstarts fast ohne Unterbrechung in jedem Jahr angestiegen ist. Inzwischen zählt die ESA über 25.000 Objekte in der Umlaufbahn, weist aber auch darauf hin, dass eine nicht unerhebliche Zahl davon erst in den vergangenen Jahren durch verbesserte Beobachtungstechnik gefunden wurde.

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Verantwortlich für den zuletzt immensen Anstieg sind demnach fast ausnahmslos kommerzielle Satelliten – während auch die Zahl der Amateursatelliten in deutlich geringerem Ausmaß steigt. Ausschlaggebend dafür seien Satelliten, die als Teil großer Konstellationen gestartet werden, über die Kommunikationsdienste angeboten werden sollen, schreibt die ESA, ohne Namen zu nennen. Dabei handelt sich aber fast ausschließlich um Starlink-Satelliten von SpaceX, wenige Dutzend kommen noch von OneWeb. Andere Konstellationen werden bislang nur geplant. Derweil ist die jeweilige Masse von Satelliten deutlich kleiner geworden, hatten anfangs noch solche von mehr als einer Tonne Gewicht dominiert, liegen die meisten nun zwischen 100 und 1000 Kilogramm.

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Kritik übt die ESA weiterhin daran, dass bei Satelliten im niedrigen Erdorbit größtenteils kein Versuch unternommen werde, sie sicher zu entsorgen – also sie zum Absturz zu bringen. Anders sehe das bei solchen in den deutlich höheren geostationärem Orbits aus. Hier dominieren erfolgreiche Entsorgungsmanöver. Der Anteil an ausbleibenden Versuchen sinke hier. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte bilanziert die ESA bei Raketenteilen. Während sehr viele davon so gesteuert werden, dass sie sich selbst entsorgen, würde der Großteil des Rests aus dem Orbit entfernt. Weil das inzwischen weitestgehend Standard ist, war das Vorgehen Chinas beim Start seiner Raumstation in die Kritik geraten. Ein riesiges Raketenmodul stürzte unkontrolliert bei den Malediven ab.

Seit zwei Jahrzehnten gibt es dem Bericht zufolge auch im Schnitt mehr als 12 sogenannte Fragmentationsereignisse pro Jahr, also Begebenheiten, bei denen viele Fragmente entstehen. Davon hätten sich bislang etwa 550 ereignet, bei denen Millionen Trümmerteile entstanden seien. Wenn Gegenmaßnahmen eingeleitet würden, könnte die Zahl solcher Ereignisse deutlich reduziert werden, beispielsweise wenn Satelliten gegebenenfalls ausweichen können. In einer Grafik zeigt die ESA auch, in welchen Höhen eine hypothetische Mission auf Fragmente aus welchen Ereignissen treffen könnte. Der komplette, mehr als 100 Seiten lange Bericht steht zum Download bereit.

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(mho)