Hass im Netz ruft mehr Angst und Wut hervor, Verständnis nimmt ab

Hasskommentare im Internet sollten nicht nur gelöscht, sondern auch verfolgt werden, bekräftigt der Chef der Landesmedienanstalt NRW anlässlich einer Umfrage.

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(Bild: Medienanstalt NRW)

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Die Wahrnehmung von Hass im Netz ist in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen, gleichzeitig werden auch mehr Verstöße zur Anzeige gebracht. Das zeigt nach Ansicht von Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, dass die Menschen Hass und Hetze nicht hinnehmen wollen. Er unterstütze Initiativen wie "Verfolgen statt nur Löschen", sagte er anlässlich der Vorstellung einer Umfrage im Auftrag seiner Anstalt.

42 Prozent der 1007 Menschen, die vom 28. April bis 1. Mai 2021 von Forsa befragt wurden , haben demnach angegeben, dass sie wegen der vielen Hasskommentare sehr besorgt seien. Im vergangenen Jahr seien es noch 34 Prozent gewesen, erläutert die Medienanstalt. Unter den Frauen geben 51 Prozent an, dass sie die vielen Hass-Botschaften ängstigt, 33 Prozent beträgt der Anteil unter den Männern. Die Landesanstalt für Medien NRW führt seit 2016 einmal jährlich eine Umfrage zum Thema Hate Speech im Internet durch.

Die Hasskommentare rufen aber nicht nur Angst hervor, sondern auch Wut. Während in einer Umfrage von 2016 noch 72 Prozent angegeben hatten, dass sie wütend werden, waren es diesmal 77 Prozent. Hier ist der Anteil mit 84 Prozent unter den Frauen größer als unter den Männer, von denen 70 Prozent dies angaben. Verständnis für Verfasserinnen und Verfasser von Hasskommentaren können 13 Prozent aufbringen, 2019 waren es 19 Prozent.

Das Problem scheint sich zumindest in der Wahrnehmung der Menschen zu verstärken: 39 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Hass im Netz häufig oder sogar sehr häufig begegne. Dies war ein neuer Höchstwert, im Vorjahr waren es noch 34 Prozent gewesen. 76 Prozent der Befragte gaben an, schon Hass im Netz erlebt zu haben.

Die 25- bis 44-Jährigen zeigten sich in diesem Jahr besonders aktiv gegen Hass im Netz. 42 Prozent gaben an, einen Hasskommentar oder den Verfasser beim zuständigen Portal gemeldet, voriges Jahr waren es 30 Prozent. Ein Drittel in dieser Altersklasse gab an, auf einen Hasskommentar geantwortet zu haben, 7 Prozentpunkte mehr als 2020. Die Bereitschaft, Hasskommentare zu melden, stieg insgesamt stark an: von 44 Prozent im Vorjahr auf nun 51 Prozent. Bei den unter 25-Jährigen sind es 61 Prozent.

Forsa-Studie "Hate Speech 2021" (19 Bilder)

(Bild: Landesanstalt für Medien NRW)

In dieser Umfrage wurde erstmals auch die Meinung der Bevölkerung zu Strategien gegen Hasskommentare im Netz erforscht. Als besonders effektiv wird von 78 Prozent die strafrechtliche Verfolgung der Verfasser wahrgenommen, gefolgt davon, Hasskommentare schnell zu löschen (73 Prozent). Aktive Gegenrede wird nur von 26 Prozent der Bevölkerung als wirksames Mittel angesehen. Die Initiative "Verfolgen statt nur löschen" der Medienanstalt NRW gibt es seit 2018.

(anw)