Cyberangriff auf JBS: Fabrikschließungen in den USA, US-Regierung eingeschaltet

Der weltgrößte Fleischkonzern muss nach einem Hackerangriff weitere Fabriken schließen und vermutet russische Kriminelle dahinter.

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(Bild: JBS)

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Die Cyberattacke auf den weltgrößten Fleischkonzern JBS erfolgte mit Ransomware und hat nun auch große Teile des Betriebs in Nordamerika stillgelegt. Das geht aus US-Medienberichten und einem Statement aus dem Weißen Haus hervor. Demnach wurde die US-Regierung von dem Konzern informiert, dass der Angriff von einer kriminellen Organisation ausgeführt worden sei, die wahrscheinlich aus Russland agiere.

Deshalb habe man in dieser Angelegenheit direkten Kontakt zur Regierung in Moskau aufgenommen und die Botschaft überbracht, "dass verantwortungsvolle Staaten keine Ransomware-Kriminellen beherbergen". Die US-Bundespolizei FBI habe Ermittlungen aufgenommen und dieser und ähnliche Angriffe könnten auch Thema beim anstehenden Treffen zwischen US-Präsident Biden und seinem russischen Amtskollegen Putin haben.

JBS ist der größte Fleischproduzent der Welt und ist vor allem in Australien, Süd- und Nordamerika aktiv. Anfang der Woche hatte der Konzern bekannt gegeben, dass er Opfer eines Cyberangriffs geworden ist, dessen ganzes Ausmaß noch nicht abzusehen war. In Australien musste JBS alle angesetzten Schlachtungen absagen, der Betrieb in Südamerika war nicht betroffen. Weil in den USA und Kanada am Montag Feiertag war, wurde dort erst am Dienstag deutlich wie schwerwiegend die Auswirkungen sind. Der New York Times zufolge musste JBS alle Fabriken für die Verarbeitung von Rindfleisch schließen, in den Fabriken für Geflügel und Schweinefleisch seien Schichten abgesagt worden. Auch in Kanada musste demnach mindestens eine Fabrik die Arbeit einstellen.

Dem Bericht zufolge geht man JBS davon aus, den Betrieb in den USA am Mittwoch größtenteils wieder aufnehmen zu können, erste Schichten seien aber bereits abgesagt worden. Insgesamt ist der Konzern demnach für ein Fünftel der Rindfleischproduktion in den USA verantwortlich und weitere Verzögerungen könnten immense Auswirkungen haben. Am Dienstag habe man aber noch aus den Lagerräumen fast aller Fabriken Fleisch an die Kunden liefern können. Der Konzern versicherte außerdem, dass man "signifikante Fortschritte" bei der Bekämpfung der Folgen des Angriffs gemacht habe. Man spare dabei nicht an Ressourcen. Laut dem Branchenblatt Beef Central haben die Verantwortlichen für die Ransomware von JBS Lösegeld verlangt, unbekannt ist, in welcher Höhe.

Während die Cyberattacke bislang wohl die schwerwiegendsten Folgen in Australien hat, wird in den USA bereits auf die Parallelen zum Cyberangriff auf Colonial Pipeline verwiesen. Erneut sorgen jetzt böswillige Hacker für einen Ausfall kritischer Infrastruktur in den USA. Nach dem Angriff hatte Colonial Pipeline die wichtigste Pipeline für Treibstoffe in den USA tagelang stillgelegt, an Tankstellen kam es zu Engpässen. Der Angriff auf JBS könnte nun Folgen für Restaurants und Supermärkte haben, gerade, wenn die Geschäfte wieder anziehen. Sollte der Produktionsausfall länger andauern, könnte das eine ohnehin schwierige Situation stark verschlimmern, zitiert die New York Times einen Experten.

(mho)