NASA plant zwei Venus-Missionen zur Untersuchung von Atmosphäre und Oberfläche

Neue Missionen 2028-2030 sollen Aufschluss über die Zusammensetzung der Atmosphäre geben, die Oberfläche kartografieren und die geologische Entwicklung klären.

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Bild der Venus

Bild der Venus aus Daten der NASA-Raumsonde Magellan und des Pioneer Venus Orbiter.

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Nach über 30 Jahren kehrt die NASA zur Venus zurück. Die US-Weltraumbehörde hat zwei neue Missionen zum Sonnen-näheren Nachbarplaneten angekündigt. Während die Mission Davinci+ die äußerst dichte Atmosphäre untersuchen wird, gilt die Mission Veritas der Erfassung der Venus-Oberfläche. Beide Missionen sollen die unterschiedliche Entwicklung von Erde und Venus klären helfen. Die NASA plant den Start der beiden Missionen zwischen 2028 und 2030.

Die Davinci+ Mission (Deep Atmosphere Venus Investigation of Noble gases, Chemistry, and Imaging) soll in die Venus-Atmosphäre eindringen und deren Zusammensetzung untersuchen. Damit soll geklärt werden, wie diese entstanden ist und sich entwickelt hat. Eine in die extrem dichte Atmosphäre herabgelassene Sonde soll Edelgase messen, um Unterschiede zur Erdatmosphäre zu ermitteln.

Schließlich herrscht dort ein atmosphärischer Druck wie auf der Erde in 900 Metern Meerestiefe. Die Oberfläche etwa 465 Grad Celsius heiß. Das kann nicht allein von der geringeren Nähe zur Sonne erklärt werden. Zumal die Atmosphäre so dicht ist und ultraviolette Strahlung derart filtert, dass sie die Hälfte der Solarenergie absorbiert.

Die Dynamik der Venus-Atmosphäre wirft noch viele Fragen auf. So ist unter anderem ungeklärt, warum die Atmosphäre etwa 60-mal so schnell rotiert wie der Planet selbst (Superrotation). Um das klimatische Geschehen besser zu verstehen, ist es nötig, die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Oberfläche und dem Inneren des Planeten zu untersuchen.

Davinci+ soll die ersten hochauflösenden Bilder der für die Venus charakteristischen "Tesserae" machen, benannt nach dem russischen Wort für Dachziegel: unebene, zerklüftete Gebiete, die etwa zehn Prozent der Oberfläche bedecken, zumeist in höher gelegenen Regionen. Sie deuten auf eine lange Abfolge tektonischer Deformierungen hin. Trotz der Vielfalt ihrer vulkanischen Strukturen konnte auf der Venus bislang keine vulkanische Aktivität beobachtet werden.

Die zweite Venus-Mission, Veritas (Venus Emissivity, Radio Science, InSAR, Topography, and Spectroscopy), soll die Oberfläche des Nachbarplaneten kartografieren, um die geologische Entwicklung zu verstehen. Per Radar soll Veritas die Venus aus dem Orbit vermessen, um Oberflächenerhebungen des Planeten zu erfassen und eine 3D-Rekonstruktion der Topografie zu erstellen. Damit soll ermittelt werden, ob die Verschiebung tektonischer Platten und Vulkane noch aktiv sind.

Außerdem soll Veritas Infrarotemissionen der Venus-Oberfläche erfassen. Damit sollen die bislang weitgehend unbekannten Gesteinsarten auf der Venus ermittelt werden, und ob Vulkane noch Wasserdampf in die Atmosphäre abgeben. Der Infrarotsensor wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt bereitgestellt.

Für die Entwicklung der beiden Missionen plant die NASA ein Budget von jeweils maximal 500 Millionen US-Dollar. Die Kosten für den Start und den Transport zur Venus sind dabei nicht enthalten. Als Zeitfenster für beide Missionen sieht die NASA 2028 bis 2030 vor. Der letzte NASA-Flug zur Venus startete 1989 mit der Magellan Raumsonde, die den Nachbarplaneten bis 1994 aus dem Orbit erforschte und einen Blick unter die Hüllen der Venus erlaubte.

Im Vergleich zu den Mars-Missionen wird die Venus von der NASA stiefmütterlich behandelt. Nach Angaben Casey Dreiers der Planetary Society hat die NASA bislang 3,7 Milliarden Dollar in Venus-Missionen investiert, während Mars-Missionen 28,5 Milliarden Dollar gekostet haben. Die Sowjetunion hat sich deutlich mehr für die Venus interessiert.

(fds)