Upgrade IT-Sicherheitsforschung: Damit der Wasserhahn morgen noch läuft

Die Bundesregierung hat ein neues, 350 Millionen Euro schweres Förderprogramm zur IT-Sicherheit beschlossen. Es dreht sich auch um den Schutz der Demokratie.

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(Bild: sommart sombutwanitkul/Shutterstock.com)

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Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung schreibt die Bundesregierung ihr 2020 ausgelaufenes Forschungsrahmenprogramm für IT-Sicherheit bis 2026 fort und legt finanziell noch eine Schippe drauf. Die Fünfjahresförderung beträgt nun "mindestens" 350 Millionen Euro, während es beim Vorläufer noch 180 Millionen waren. Dazu kommen erweiterte Schwerpunkte. Die Initiative soll nun etwa auch helfen, eine "stabile digitale Demokratie und Gesellschaft" zu gewährleisten.

Neu bei dem vom Bundeskabinett am Mittwoch beschlossenen Upgrade mit dem Titel "Digital. Sicher. Souverän." ist zudem der Fokus darauf, "Deutschland in Innovation und Transfer zukunftssicher an die Weltspitze" zu bringen sowie "die technologische Souveränität Deutschlands und Europas" zu sichern. Weiterhin bleibt es beim Ansatz, Daten und Know-how zu schützen und zu nutzen sowie eine "selbstbestimmte Privatheit und innovativen Datenschutz" zu ermöglichen.

"Da inzwischen alle gesellschaftlichen Bereiche digital durchdrungen sind, berücksichtigt das Programm sowohl technologische als auch gesellschaftliche Themen in der IT-Sicherheitsforschung", erläutert das Bundesforschungsministerium. Eine Herausforderung in diesem Bereich sei es etwa, "in Daten- und Plattformökonomien eine Balance zwischen persönlichem Nutzen, wirtschaftlicher Verwertung, Demokratie und Datenschutz" zu schaffen.

Unter dem Schlagwort der technologischen Souveränität will die Regierung bei vertrauenswürdiger offener Hardware, Dateninfrastrukturen, sicherheitskritischen Netzkomponenten, Systemen für Künstliche Intelligenz und künftigen Technologien wie 6G das Heft in der Hand behalten. Deutschland ziele gerade bei der kommenden Mobilfunkgeneration darauf ab, "frühzeitig technologische Grundlagen zu entwickeln", heißt es in den knapp 50 Seiten.

Als Beispiel für eine besondere Sensibilität in der IT-Sicherheit bezeichnet die Bundesregierung das autonome und vernetzte Fahren. Dafür müsse eine Vielzahl von Daten durch das Fahrzeug und die Infrastruktur erfasst und ausgewertet werden. Manipulationen könnten hier "im schlimmsten Fall zu Unfällen, mindestens aber zu großflächigen Störungen der Verkehrssysteme führen". Entsprechend brauche es Lösungen, Konzepte und Prüfverfahren für sichere Gesamtinfrastrukturen. Dies reiche von einzelnen Komponenten über Datenschnittstellen bis zur sicheren Einbindung der Leit- und Sicherungssysteme für Straße und Schiene.

Als "Schlüsseltechnologie für Abhörsicherheit" erachtet die Regierung die Quantenkommunikation. Sie erlaube es, "durch die Nutzung grundlegender physikalischer Effekte die Vertraulichkeit von sensiblen Informationen zu wahren". Die klassische Public-Key-Kryptografie müsse aber mit Blick auf die Bedrohung durch Quantencomputer durch alternative Verfahren ersetzt oder ergänzt werden. Hier seien neue Ansätze oder Kombinationen gefragt. Die Initiative QuNET soll hier weiter an einem Pilotnetz zur "abhör- und manipulationssicheren Datenübertragung" arbeiten, weitere Projekte folgen.

Auch auf die Sicherheit von neuen Rechner- und Chiparchitekturen legt die Bundesregierung ein Augenmerk: Lieferketten müssen ferner umfassend abgesichert werden, etwa "durch die Schaffung von sicheren digitalen Schnittstellen und Standards zwischen den einzelnen Produktionsbeteiligten".

Weiterhin eine zentrale Säule der IT-Sicherheitsforschung werden laut dem Forschungsressort die nationalen Zentren Athene in Darmstadt, Kastel in Karlsruhe und Cispa in Saarbrücken spielen. Im Bereich Datenschutz werde das Forum Privatheit, das sich als "fundierte Stimme" etabliert habe, zu einer Plattform ausgebaut. Mit dem Forschungsnetzwerk Depersonalisierung sollen künftig Fragen der Anonymisierung und des technischen Datenschutzes gebündelt werden.

Eine erste neue Förderrichtlinie hat das Forschungsministerium für Vorhaben zur Sicherheit im Internet der Dinge und im Smart Home bereits angekündigt, weitere sind geplant. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) mahnte: "Ohne IT-Sicherheit können wir nicht sicher sein, dass unser Wasserhahn noch läuft, die U-Bahn fährt, eine Überweisung richtig ankommt."

(axk)