Amazon vernichtet auch in Großbritannien massenhaft Waren

Einem Bericht zufolge betreibt Amazon UK ein Lager, das rund 130.000 Produkte pro Woche als Entsorgungs-Ziel hat – Retouren ebenso wie unbenutzte Waren.

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(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

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In einem heimlich aufgenommenen Video ist zu sehen, wie bei Amazon Großbritannien Waren als "zu zerstören" markiert werden und dieser Aufschrift auch sogleich entsprechen. Darunter befinden sich Laptops, TV-Geräte, Schmuck, Kopfhörer, Bücher und Gesichtsmasken – unbenutzt. Es ist nicht das erste Mal, dass die Entsorgung unangenehm auffällt. Auch in Deutschland hatten Recherchen von Greenpeace, dem Magazin Panorama und der Zeit erst kürzlich ergeben, dass Amazon Waren vernichtet, um Lagerungskosten zu sparen.

ITV News berichtet, dass im schottischen Dunfermline eine Anlage steht, in der wöchentlich bis zu 130.000 Produkte zerstört werden, die Zahl stamme von einem früheren Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Sie soll als Ziel ausgegeben worden sein. Dabei habe es keinen erkennbaren Grund gegeben, warum welche Waren zur Vernichtung freigegeben wurden: Mal seien es Dyson Haartrockner gewesen, mal Macbooks, mal verpackte und unbenutzte Covid-Gesichtsmasken. 23 weitere solcher Zentren sollen in Großbritannien stehen. Nach der Zerstörung würden Teile der Waren recycelt, vieles lande aber auch einfach auf einer Mülldeponie.

Nur ein geringer Teil der bei Amazon über eine längere Zeit nicht abgenommenen Produkte würde gespendet werden. In dem Bericht heißt es, dass innerhalb einer Woche 124.000 Teile zerstört, innerhalb derselben Woche nur 28.000 Produkte als Spende deklariert wurden.

Amazon vernichtet auch im niedersächsischen Winsen (Luhe) Waren, um Lagerkosten zu senken. Greenpeace hatte hier einen Mitarbeiter eingeschleust. Aufnahmen zeigen, dass es acht "Destroy-Stationen" für die sachgerechte Sortierung und Entsorgung gibt. Mitarbeiter von Panorama und der Zeit haben den von Greenpeace dokumentierten Sachverhalt überprüft und bestätigt. Zudem gibt es eine Preisliste für Drittanbieter, die zu dem Umgang mit Waren passt: Händler können seit April 2021 eine Gebühr für lange lagernde Produkte zahlen oder es könne eine Entfernung oder Entsorgung angefordert werden.

Aber auch zuvor gab es schon Berichte über die massenhafte Zerstörung von Waren. Amazon erklärte, man versuche die Entsorgung zu reduzieren. "Wenn Produkte nicht verkauft, weiterverkauft oder gespendet werden können, arbeiten wir mit Aufkäufern von Restbeständen zusammen, die diese Waren über andere Kanäle weiterverkaufen", hieß es schon 2018. Und auch diesmal soll der Amazon-UK-Chef zu ITV gesagt haben, dass nur eine sehr geringe Menge an Waren zerstört werde und man das Ziel habe, diese Menge auf Null zu reduzieren.

(emw)