Schweizer Daten werden nach China und in die USA ausgelagert

Eine 110 Millionen Franken schwere Ausschreibung konnten sich Alibaba, AWS, Microsoft, IBM und Oracle sichern. Hiesige Cloud-Provider blieben außen vor.

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(Bild: muhammadtoqeer/Shutterstock.com)

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Mehrere US-Anbieter und Alibaba bekommen einen Großauftrag: Sie sichern künftig staatliche Daten der Schweiz. Der chinesische Cloud-Provider hat neben den US-Anbietern Amazon, IBM, Oracle und Microsoft eine Ausschreibung mit einem Gesamtvolumen von 110 Millionen Franken gewonnen.

Schweizer oder europäische Cloud-Provider wurden nicht berücksichtigt, berichtet der Tages-Anzeiger. Besonders wichtig war bei der Ausschreibung der Preis, denn die Kosten wurden in den Vergabekriterien mit dreißig Prozent gewichtet. Gerade hier konnte Alibaba punkten.

Rechenzentren in der Schweiz betreiben Microsoft und Amazon. Dieser Faktor spielte allerdings bloß zu zehn Prozent eine Rolle. Entsprechend gering wurde gewichtet, dass Alibaba weder einen Cloud-Standort noch einen juristischen Ableger in der Schweiz hat – eine Tochterfirma in London ist hingegen der Vertragspartner des Bundes.

Welche Daten genau ausgelagert werden sollen, ist nicht bekannt. Angesichts des Cloud Act ist es jedoch fraglich, ob Informationen bei US-Anbietern selbst in hiesigen Rechenzentren aus Sicht des Datenschutzes und der Datensicherheit gut aufgehoben sind. Entsprechend kritisch sehen Datenschützer zum Beispiel den Einsatz von Microsoft 365 an hiesigen Schulen.

Der Auftrag unterstreicht die derzeitige Dominanz weniger Cloud-Provider: Alibaba investiert kräftig in sein Cloud-Geschäft und ist bereits Marktführer in Asien. Hauptkonkurrenten aus den USA um das weltweite Geschäft sind Microsoft und Amazon.

In Europa soll nun Gaia-X zur Alternative reifen, mit Werten wie Datenschutz, digitale Souveränität, Vertrauen, Transparenz und Offenheit. Dass mittlerweile auch Provider aus den USA und China mit an Bord sind, hat allerdings für Erstaunen und Kritik gesorgt.

(fo)