Geburtstag hinter Gittern: Julian Assange wird 50 Jahre alt

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange muss seinen Geburtstag im Londoner Gefängnis Belmarsh feiern.

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(Bild: Katherine Da Silva/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Heute wird der Australier Julian Assange 50 Jahre alt. Seinen Geburtstag muss er hinter Gittern verbringen, weil die USA im Auslieferungsverfahren Berufung eingelegt haben. Diese Berufung verhindert eine Geburtstagsfeier in Freiheit: im Januar hatte die zuständige Richterin Vanessa Baraitser entschieden, dass Assange nicht von Großbritannien an die USA ausgeliefert werden darf. Sie hatte die Entscheidung mit der angegriffenen psychischen Gesundheit begründet, aber auch angeordnet, dass Assange wegen Fluchtgefahr weiterhin in Haft bleiben muss. Im Gefängnis soll nun eine Hochzeit stattfinden. Das hat seine Partnerin Stella Moris in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur angekündigt.

Seinen 40. Geburtstag feierte Julian Assange noch mit großem Aplomb auf Ellingham Hall. Zur "Feier mit dem gefährlichsten Mann der Welt" waren Angelina Jolie und Brad Pitt und weitere 125 Gäste eingeladen. Auch wenn die beiden Promis nicht kamen, so fanden doch über 100 Personen den Weg zum Landsitz, auf dem sich Assange unter Auflagen frei bewegen konnte. Damals gab es eine Reihe von Gerichtsverhandlungen über die Auslieferung von Assange an Schweden, die bis zum höchsten Gericht führten, dem Supreme Court. Der drohenden Auslieferung entzog sich Assange durch den Gang in die Botschaft von Ecuador, das ihm politisches Asyl gewährte.

Da die Richterin im Fall des Auslieferungsverfahrens an die USA eine Wiederholungsgefahr mit einer solchen Aktion konstatierte, muss Assange seinen 50. Geburtstag im Gefängnis feiern, obwohl das Urteil nominell zu seinen Gunsten gefällt wurde: Assange darf nicht ausgeliefert werden. Im Gefängnis muss er abwarten, was die Berufungsverhandlung ergibt, was bereits von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen, aber auch von Reporter ohne Grenzen kritisiert wurde. Einen Lichtblick gibt es doch: Im Vorfeld seines Geburtstages wurde durch ein Interview mit seiner Partnerin Stella Moris bekannt, das sie versuchen werden, im Gefängnis Belmarsh zu heiraten. Stella Moris wurde während des Aufenthaltes in der Botschaft von Ecuador die Lebenspartnerin Assanges. Das Paar hat zwei Söhne im Alter von vier und zweieinhalb Jahren.

Zum Geburtstag von Assange hat sich eine Gruppe von deutschen Parlamentariern mit einem offenen Brief (PDF-Datei) an den US-Präsidenten Joe Biden gewandt und ihn aufgefordert, die Verfolgung von Assange zu beenden und die Presse- und Meinungsfreiheit zu achten. Neben dem anstehenden Geburtstag verweisen die Abgeordneten Sevim Dagdelen von der Linksfraktion, Bijan Djir-Sarai (FDP), Frank Heinrich (CDU), Frank Schwabe (SPD) und Margit Stumpp von den Grünen auf die Veröffentlichung einer isländischen Zeitung über einen Zeugen, der im Auslieferungsverfahren der USA nur als "Teenager" genannt wird.

Bei diesem Zeugen handelt es sich um den ehemaligen Assange-Vertrauten Sigurdur Ingi Thordarson, der als "PenguinX" oder "Q" die Chatrooms von Wikileaks betreute. Thordason hat bereits mehrere sehr unterschiedliche Versionen seiner Erlebnisse mit Wikileaks erzählt, etwa gegenüber Journalisten vom Rolling Stone oder gegenüber isländischen Journalisten von Reykjavík Grapevine.

Als flunkernder Zeuge notorisch unzuverlässig, spielt Thordarson im Auslieferungsverfahren eine Rolle, weil er im Auftrag von Assange heimlich die Festplatten von Wikileaks-Mitarbeitern kopierte, sie aber zusammen mit den Chat-Logs später dem FBI überließ. So kamen die US-Ermittler an Chat-Logs zwischen Julian Assange und Chelsea Manning, in denen Assange dem damaligen US-Gefreiten Bradley Manning versprach, beim Knacken von Passwörtern zu helfen.

(bme)