Audacity: Sind wir schon Spyware?

Eine neue Richtlinie zur Privatsphäre bringt erneut die Anwender gegen Audacity auf. Mittlerweile mehreren sich die Rufe nach einem Fork des Audioeditors.

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(Bild: Alessandro Pintus/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nach einer aktualisierten Richtlinie zur Privatsphäre mehreren sich die Vorwürfe, dass es sich bei Audacity künftig um Spyware handeln würde. Konkret erschien auf der Webseite des Audioeditors vor wenigen Tagen ein Hinweis, welche Informationen über Nutzer die Software künftig sammeln und wie sie sie verarbeiten würde.

Die Anschuldigungen der Anwender sind vor dem Hintergrund der letzten Entwicklungen des Projekts zu sehen: Lange erschien Audacity als freie Software und stellte einen der beliebtesten Audioeditoren dar. Im Mai 2021 übernahm jedoch die Muse Group die Applikation und erzürnte zum einen Nutzer mit Google Analytics und Entwickler mit dem Zwang zu einer Contributor License Agreement.

Schnell stand der Vorwurf der Kommerzialisierung des Projekts im Raum. Mit der neuen Richtlinie zur Privatsphäre nimmt sich Audacity nun einige Rechte heraus: Unter anderem darf die Software Informationen zum Betriebssystem, zur IP-Adresse, zum Rechner und zu Fehlermeldungen sammeln. In jedem Fall handelt es sich hierbei um personenbezogene Daten im Sinne der DSGVO.

Des Weiteren darf Audicity alle Daten erheben, die Behörden benötigen. Sie seien zum Durchsetzen der rechtlichen Interessen des Anbieters notwendig, während alle anderen Informationen das korrekte Funktionieren der Anwendung sicherstellen sollen. Alle Daten will Audacity in Europa speichern und bei Bedarf in andere Länder wie die USA und Russland weiterleiten.

Überdies sei Audacity nicht für Personen unter 13 Jahren gedacht. Wer jünger ist, solle bitte die Applikation nicht verwenden. Hierbei handelt es sich um die niedrigste Altersstufe, die die DSGVO für die Einwilligung zur Verarbeitung von personenbezogenen Daten vorsieht.

Auf mehreren Forenseiten stießen die neuen Richtlinien jedoch auf Ablehnung seitens der Nutzer: Sowohl auf Reddit, als auch auf GitHub schätzten Anwender sie als inakzeptabel ein und pochten auf einen Fork des Audioeditors. Ein solcher ohne die Änderungen der letzten Monate existiert bereits – jedoch fehlt noch der einfache Zugriff über die üblichen Paketmanager von Linux-Distributionen, auch Windows- und macOS-Nutzer müssen die Applikation noch selbst kompilieren.

Nach der deutlichen Kritik seitens der Anwender versuchte das Projekt auf GitHub einige der Bedenken zu entkräften: So würden Daten nicht mit Dritten geteilt oder an diese verkauft, die Informationen aus Fehlermeldungen müssten Nutzer nur optional freigeben, IP-Adressen würden nur 24 Stunden gespeichert und ferner würde die neue Richtlinie den Offline-Einsatz von Audacity nicht betreffen.

Allerdings lehnte der Großteil der Anwender auch diese Erklärung ab: Nach dem Einsatz von Google Analytics und dem Zwang zur CLA sei für Viele das Vertrauen in die Entwickler hinüber. Auch dass solche Ankündigungen und Änderungen für die Community aus dem Nichts auftauchten und nur hinterher eine Erklärung veröffentlicht wurde, sei nicht hilfreich.

(fo)