Myanmar erpresst Netzüberwachung durch Ausreiseverbot für Telecom-Manager

Manager von Netzbetreibern dürfen Myanmar nur noch mit Genehmigung der Militärdiktatur verlassen. Das soll umfassende Überwachung sicherstellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 51 Kommentare lesen
Schulter einer Militäruniform mit Flagge Myanmars

(Bild: Bumble Dee/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Die Militärdiktatur Myanmars (Burma) hat einen geheimen Befehl erlassen, wonach hochrangige Mitarbeiter der Telekommunikationsanbieter das Land nicht verlassen dürfen – es sei denn, sie haben eine ausdrückliche Genehmigung der Militärdiktatur. Das berichtet Reuters unter Berufung auf Eingeweihte. Der Befehl darf nicht veröffentlicht werden. Das Ausreiseverbot trifft sowohl Staatsbürger des asiatischen Landes als auch Ausländer.

Die Manager dienen der Diktatur offenbar als Geiseln. Sie möchte unbedingt sicherstellen, dass die Netzbetreiber umfassende Überwachungs- und Abhörschnittstellen in ihre Netze einbauen. Die Militärs möchten den Aufenthaltsort aller Geräte verfolgen, Telefonate abhören, und Mitteilungen sowie allgemein Internetverkehr mitlesen. Auf diese Weise hoffen die Militärs, die anhaltenden Proteste gegen die Diktatur ersticken zu können. Die Umsetzungsfrist für die Netzbetreiber ist am Montag abgelaufen, hat Reuters herausgefunden.

Am 1. Februar hat sich Myanmars Militär an die Macht geputscht, nachdem die Parlamentswahl dem Militär weniger Mandate als gewünscht verschafft hatte. Staatskanzlerin Aung San Suu Kyi wurde inhaftiert und wegen Besitzes nicht genehmigter Walkie-Talkies angeklagt. Inzwischen sind zahlreiche weitere Anklagepunkte hinzugekommen.

Gegen friedliche Proteste und zivilen Ungehorsam geht das Militär mit Gewalt vor. Hunderte Menschen, darunter dutzende Kinder, wurden inzwischen getötet. Hinzu kommen Gefechte mit Milizen verfolgter Minderheiten. Tausende Personen sind in Haft – oft werden ihnen Daten aus Smartphones zum Verhängnis.

Zur Unterdrückung der freien Meinungsäußerung beschränkt die Diktatur den Zugang zum Internet stark. Das trifft die Netzbetreiber finanziell. Das Militär betreibt zwei Mobilfunknetze, eines davon gemeinsam mit dem Militär Vietnams. Außerdem haben Ooredoo aus Katar und Telenor aus Norwegen Mobilfunknetze errichtet.

Bekannt ist, das der Putsch in Myanmar Telenor in die Verlustzone gerissen hat. Aufgrund der Militärdiktatur und deren Netz-Blockade mussten die Norweger ihre burmesische Tochtergesellschaft komplett abschreiben. Kundenzahl und Umsätze sind drastisch gefallen. "Aufgrund der sich verschlechternden Aussichten für das wirtschaftliche Umfeld und der sich verschlimmernden Sicherheitslage und Menschenrechtssituation sehen wir beschränkte Perspektive für Verbesserungen", stellte Telenor im Mai fest.

Der mehrheitlich im Eigentum Norwegens stehende Konzern sucht nach einem neuen Eigentümer für sein Netz in Myanmar. Wahrscheinlichster Käufer ist Mitbewerber Ooredoo, der mehrheitlich Katar gehört.

Lesen sie zum Militärputsch in Myanmar bei telepolis: Déjà-vu in Myanmar

(ds)