Joe Biden rudert gegenüber Facebook zurück

Nicht Facebook töte Menschen, sondern über die Social-Media-Plattform verbreitete Fake-News über Corona-Impfstoffe, so der US-Präsident.

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Facebook will eine Kampagne für Medienkompetenz unter anderem in allen EU-Ländern starten.

(Bild: dpa, Armin Weigel/dpa)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

US-Präsident Joe Biden relativierte am Montag seine Kritik an Facebook und nahm dafür Nutzer des sozialen Netzwerkes ins Visier. Nicht die Social-Media-Plattform selbst, aber ein Dutzend User würden tödlichen Lügen über die Corona-Impfstoffe verbreiten. "Facebook tötet keine Menschen", stellte Biden klar. Er hoffe, dass Facebook mehr tun wird, um "die ungeheuerliche Fehlinformation" über die Corona-Impfstoffe zu bekämpfen, die über das soziale Netzwerk verbreitet werden, "anstatt es persönlich zu nehmen, dass ich irgendwie sage, dass Facebook Menschen tötet."

In der vergangenen Woche aber schien Biden genau dies aussagen zu wollen. "Sie töten Menschen", sagte Biden, als er gefragt wurde, was seine Botschaft an Plattformen wie Facebook mit Blick auf Covid-Desinformationen sei. "Ich meine, sie tun das wirklich. Schauen Sie, die einzige Pandemie haben wir unter den Ungeimpften, und das ist es – sie töten Menschen", so Biden am Freitag.

Die US-Regierung forderte soziale Netzwerke wie Facebook dazu auf, schneller gegen Corona-Falschinformationen vorzugehen. In den USA sind die Corona-Zahlen wie in Deutschland und anderen Ländern in letzter Zeit erneut angestiegen. Zugleich geriet die Impfbereitschaft in den USA ins Stocken. Facebook hatte auf Bidens Verlautbarungen zurückhaltend reagiert, wehrte sich aber gegen Vorwürfe der US-Regierung, dass die sozialen Medien schuld am stockenden Impffortschritt seien. Ein Sprecher sagte, dass das Unternehmen "sich nicht von Anschuldigungen ablenken lässt, die nicht von den Fakten gestützt werden." Die zeigten, dass Facebook hilft, Leben zu retten, so der Sprecher weiter.

Der Streit war losgebrochen, nachdem die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, angekündigt hatte, dass die Biden-Administration damit begonnen habe, "problematische Beiträge für Facebook zu markieren, die Desinformation verbreiten". Zudem habe die Regierung Änderungen für die wichtigsten Social-Media-Plattformen vorgeschlagen.

Am selben Tag erklärte der oberste Gesundheitsbeamte der US-Regierung, Vivek Murthy, dass Covid-Fehlinformationen eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen. Er nannte speziell die Produktfunktionen und Algorithmen von Social-Media-Firmen, die die Menschen "immer tiefer in einen Brunnen der Fehlinformation ziehen können". Mit Folgen für die Impfbereitschaft. "Millionen von Amerikanern sind immer noch nicht gegen Covid-19 geschützt, und wir sehen mehr Infektionen unter den Ungeimpften", warnte Murthy.

Biden nutzte am Montag im Weißen Haus eine Frage von Reportern, um seine kontroversen Äußerungen klarzustellen. "Ich bin froh, dass Sie mir diese Frage gestellt haben", sagte Biden und erwähnte einen Bericht, nach dem 60 Prozent der Fehlinformationen rund um die Covid-Impfstoffe von nur einem Dutzend Social-Media-Accounts stammen. "Facebook tötet keine Menschen, diese zwölf Leute sind da draußen und verbreiten Fehlinformationen. Jeder, der ihnen zuhört, wird dadurch verletzt. Das tötet Menschen. Es sind schlechte Informationen", sagte Biden. (akn)