Krise bei France Telecom reißt Mobilcom in den Abgrund
Das ehemalige französische Staatsunternehmen France Telecom machte im ersten Halbjahr 2002 12,2 Milliarden Euro Verlust.
Das ehemalige französische Staatsunternehmen France Telecom veröffentlicht katastrophale Zahlen: Der Verlust belief sich auf rund 12,2 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2002. Hauptgrund für dieses Ergebnis war die Abschreibung der Mobilcom-Beteiligung mit 7,3 Milliarden Euro. France Telecom hält einen Anteil von 28,5 Prozent an Mobilcom. Das schlechte Betriebsergebnis hat bereits das erste Opfer gefordert: Der Konzernchef Michel Bon hat seinen Rücktritt verkündet.
Im europäischen Vergleich schneidet France Telecom am schlechtesten ab. Grund sind nach Einschätzung von Marktkennern vor allem die ausgedehnten Einkaufstouren, bei denen Bon umfangreiche Beteiligungen an anderen Firmen erwarb. Rund 60 Milliarden Euro sollen auf diese Weise zusammengekommen sein. Der Gesamtschuldenstand von France Telecom erreichte zu Juni die bisherige Höchstmarke von 69,7 Milliarden Euro. Die Aktie der Franzosen musste aufgrund der schlechten Nachrichten heute einen Verlust von über 12 Prozent hinnehmen. Gegenüber den Höchstkursen im März 2000 hat die Aktie inzwischen über 95 Prozent ihres Werts verloren.
Rund 4,7 Milliarden Euro Kredit bräuchte Mobilcom, dafür müsste France Telecom bürgen. Das Büdelsdorfer Unternehmen hatte im Sommer 2002 eine UMTS-Lizenz für 8,4 Milliarden Euro erworben. Mit dieser Summe steht die Lizenz auch noch in den Büchern, obwohl es gar nicht möglich ist, die Lizenz zu verkaufen. Mobilcom ist aber auch eine wirtschaftliche Verpflichtung eingegangen: Der Anbieter müsste einen Milliardenbetrag ins eigene UMTS-Netz investieren, um die Lizenzbedingungen zu erfüllen.
Durch den Ausstieg bei Mobilcom werden die entsprechenden Anteile für France Telecom zwar wertlos, die stehen aber ohnehin schon mit Null in den Büchern. Durch den Ausstieg erspart sich France Telecom die Notwendigkeit, weiteres Geld nachzuschießen. Durch den zu erwartenden Zusammenbruch des Unternehmens gehen nun die Aktionäre, allen voran Firmengründer Gerhard Schmid, und die Banken leer aus.
Schmid will nun France Telecom auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagen. Die Summe nannte Schmid noch nicht, "aber Milliarden sind es allemal", deutet er an. Er fordert die Bundesregierung auf, gemeinsam mit der französischen Regierung nach Lösungen zu suchen, um die mehr als 5000 Arbeitsplätze zu retten. "MobilCom hat eine Chance, wenn jetzt schnell gehandelt wird", sagte er. France Telecom habe sich verhalten wie ein "Kolonialherr auf einer Bananenplantage". (uma)