Matrix-Messenger fürs deutsche Gesundheitswesen

Mit dem TI-Messenger startet eine neue Kommunikationsplattform fürs deutsche Gesundheitswesen. Die Wahl von Matrix verspricht Sicherheit und Interoperabilität.

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(Bild: Shutterstock/BlurryMe)

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TI-Messenger heißt das neue Projekt für Chats und Videoanrufe sowie den Dokumentenaustausch im deutschen Gesundheitswesen, wie die Gematik bekannt gegeben hat. Unter der Haube kommt das freie Protokoll Matrix zum Einsatz. Erste Anwendungen fürs Smartphone, Tablet und den Desktop sollen im zweiten Quartal 2022 erscheinen.

Den Stand der Planung des TI-Messenger findet sich in einem Konzeptpapier. Es hält zum einen fest, dass schon jetzt inoffiziell Messenger wie WhatsApp eingesetzt werden – diese jedoch nicht "den im Gesundheitswesen angestrebten Anspruch an Interoperabilität, Sicherheit, Nutzung offener Standards oder Datenschutzkonformität" erfüllen.

Speziell angepasste Messenger würden ferner "auf unterschiedlichen Protokollen" basieren und seien "untereinander nicht oder nur sehr selten interoperabel". Auch sei "eine einheitliche Ende-zu-Ende Prüfung und Zertifizierung der Einhaltung von Datenschutz-Standards [...] aktuell nur eingeschränkt möglich [und] die Authentizität der Nutzer und eine anbieterübergreifende Suche nach Kontakten" lasse sich aktuell nicht durchführen.

Matrix verspricht nun eine Interoperabilität zwischen den Sektoren des Gesundheitswesens und den Anbietern von Messengern und verfügt über ein hohes Sicherheitsniveau inklusive einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Mehr als 150 000 Organisationen – wie Arztpraxen, Kliniken oder Versicherungen – sollen schließlich über den TI-Messenger kommunizieren. Hierfür sollen zugelassene Applikationen erscheinen, die unter anderem eine sichere Authentifizierung über einen elektronischen Heilberufsausweis (eHBA), eine SMC-B-Karte und ein zentrales FHIR-Verzeichnis unterstützen. Die Gematik geht davon aus, dass zum Start zehn bis fünfzehn Apps von verschiedenen Anbietern zur Verfügung stehen werden.

Leistungserbringer – Ärzte, Apotheker, Rettungsdienst oder Pflegepersonal – können einen Anbieter wählen, der die Konten der Nutzer verwaltet und die Client-Anwendungen bereitstellt. Institutionen – Praxen, Apotheken und Krankenhäuser, aber auch Gesundheitsämter und Versicherungen – sollen hingegen wählen können, ob sie ihren Server im eigenen Rechenzentrum oder dem des Providers betreiben wollen.

In jedem Fall stehen alle Server in Deutschland. Ferner sollen das BSI und der BfDI die gesamte Implementierung akkreditieren. Bis zum 1. Oktober 2021 soll feststehen, wie Nutzer des TI-Messenger in der Praxis miteinander kommunizieren können. Bis zum 1. April 2022 soll der Dienst selbst in seiner ersten Iteration bereitstehen und schließlich bis zum 1. Oktober 2023 sollen sich auch mehr als zwei Anwender gleichzeitig kontaktieren können.

Details zur Planung finden sich im Konzeptpapier sowie in der Ankündigung von Matrix. Aktuell erhält das Gesundheitswesen außerdem ein E-Mail-basiertes Kommunikationsmittel: Der TI-Messenger unterscheidet sich vom sicheren Übermittlungsverfahren KIM in erster Linie dadurch, dass er sich zum spontanen Austausch eignen soll. KIM ist hingegen für die Standard- oder Regelkommunikation mit anderen Teilnehmern in der Telematikinfrastruktur gedacht.

Es handelt sich nicht um den ersten Einsatz von Matrix bei deutschen Behörden. Das freie Protokoll ist ebenfalls Basis des BwMessenger für Soldaten und zivile Angehörige der Bundeswehr, der seit Ende 2020 zur Verfügung steht. Auch viele Bildungsinstitutionen – zum Beispiel die Universität Innsbruck – setzen auf Matrix zur Kommunikation von Mitarbeitern und Studenten oder Schülern.

(fo)