Rewe wird für Kunden-Profiling in Österreich bestraft

2 Millionen Euro soll Rewe zahlen, weil es Kunden in Österreich nicht korrekt über Verwertung ihrer Daten aufgeklärt und nach Eingeständnis weitergemacht hat.

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Weißer Fiaker mit zwei Schimmeln, dahinter ein Gebäude mit einer BIPA- und einer Libro-Filiale

Ein Fiaker fährt in Wien-Landstraße vor Filialen der Ketten BIPA (REWE) und Libro (externes Mitglied des jö Bonus Club) vorbei.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Update
Lesezeit: 3 Min.
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Die Handelsgruppe Rewe soll in Österreich zwei Millionen Euro Datenschutzstrafe zahlen. Bei der Anmeldung zum Kundenbindungsprogramm jö Bonus Club soll Rewe nicht ordentlich darüber aufgeklärt haben, dass die Daten der Kunden und ihr Einkaufsverhalten zur Erstellung individueller Profile genutzt werden, und dass die Informationen auch an Partnerfirmen weitergegeben werden.

Das berichtet die Tageszeitung Der Standard. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) schreibt leicht zugängliche Information in klarer und einfacher Sprache vor. Die Firma hatte die Anmeldung zum jö Bonus Club aber so gestaltet, dass die Aufklärung über das Profiling erst durch hinunterscrollen auffindbar war. Die Auswahl "Ja" oder "Nein" zur Zustimmung war jedoch weiter oben angebracht, sodass in aller Regel die Zustimmungen vor der Aufklärung eingeholt wurden.

Wenig überraschend erachtet Österreichs Datenschutzbehörde das für unzulässig. Laut dem Bericht hat der jö Bonus Club das nach einem ersten Verfahren auch eingestanden und sein Anmeldeformular danach rechtskonform gestaltet – allerdings soll der Handelskonzern die Daten von 2,3 Millionen Österreichern, die über das unzulängliche Formular beigetreten waren, weiterverwendet haben, ohne ordentliche Zustimmungen einzuholen.

Der 2019 eingerichtete jö Bonusclub wird von der REWE-Tochter Unser Ö-Bonus Club GmbH betrieben. Das Kundenbindungsprogramm geht allerdings über die Konzerngrenzen hinaus. Mehr als ein Dutzend Firmen, von Supermärkten über Tankstellen zu Möbelhäusern, ist dabei und freut sich über die Kundendaten. Die daraus entstehende Datenkonzentration ist nicht nur Verbraucherschützern ungeheuer.

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Daher hat Rewe den österreichischen Big Brother Award 2019 in der Kategorie "Kommunikation und Marketing" erhalten: "Irgendwer muss die Werbung und Verwaltung der Karte ja bezahlen, da diese sicherlich nicht auf Kosten des Gewinns von REWE ausgegeben wird. So bleiben wohl nur die Kunden und Lieferanten übrig, die die Mehrkosten tragen müssen", begründete die Jury ihre "Preisverleihung" damals.

[Update] Gegenüber heise online zeigte sich REWE International um Distanz bemüht: "Die REWE International AG greift nicht in das operative Geschäft von jö ein, hat das auch bislang nicht gemacht", teilte ein Sprecher mit, "Der jö Bonus Club agiert als eigenes Unternehmen rechtlich und wirtschaftlich selbstständig."

"Wir vertrauen darauf, dass der Umgang mit den Daten durch den jö Bonus Club mit größter Sorgfalt und unter Bezugnahme von hochkarätigen Datenschutzexperten und Anwälten vorgenommen wird", hielt REWE fest, "Umso mehr bedauern wir es, dass die Datenschutzbehörde der Bitte von jö um Beratung im Vorfeld nicht nachkam und ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet hat." [/Update]

Aus Österreich aus steuert REWE International neben dem Österreichgeschäft auch Ladenketten in Bulgarien, Italien, Kroatien, Litauen, Rumänien, Tschechien und Ungarn. In diesen Ländern beschäftigt die Tochterfirma der deutschen REWE Group in mehr als 4.400 Filialen fast 95.000 Mitarbeiter.

In Österreich ist Rewe mit den Supermärkten Billa und Penny und der Drogeriekette BIPA vertreten. [Update] Der Buchhändler Libro macht zwar beim jö Bonus Club mit, gehört aber nicht mehr REWE. [/Update] Die österreichische Supermarkt-Marke Merkur hat Rewe dieses Jahr eingestellt.

[Update 9:09 Uhr: Stellungnahme REWEs sowie Klarstellung zu Libro hinzugefügt.] (ds)