Epic Games: Google soll angeblich Übernahme erwogen haben
Gerichtsdokumenten zufolge soll Google die Übernahme von Epic Games geplant haben, um einen konkurrierenden App-Store zu verhindern. Ein Angebot gab es nicht.
(Bild: Leonard Zhukovsky/Shutterstock.com)
Google soll den Kauf von Spieleentwickler Epic Games erwogen haben. Das behauptet zumindest Epic Games selbst in Gerichtsdokumenten, die seit Kurzem teilweise ungeschwärzt einsehbar sind. Google soll demnach den Kauf von Epic oder von Geschäftsanteilen in Erwägung gezogen haben, um die Entstehung eines alternativen App-Stores zum Google Play Store zu verhindern. Laut dem Dokument bezeichnete Google eine solche mögliche Entwicklung als "Seuche".
Belege für die Übernahmeabsichten seitens Googles gehen aus dem Gerichtsdokument nicht hervor. Unklar ist außerdem, zu welchem Zeitpunkt Google diese Überlegungen angestellt haben soll. Epic habe damals nichts von den Plänen Googles gewusst, kommentierte CEO Tim Sweeney einen Bericht von The Verge auf Twitter. Zu einem Angebot kam es also nicht.
Tatsächlich habe Epic Games gerade erst von dem Übernahmevorhaben seitens Google erfahren, führt Sweeney weiter aus. Auf welche Quelle sich Epic Games dabei stützt, ist unklar. Das Gerichtsdokument, in dem Epic Games Google Kaufabsichten unterstellt, wurde am 21. Juli von Epics Anwälten eingereicht. Weite Teile des Dokuments bleiben geschwärzt.
Epic v. Google
Epic und Google streiten sich vor Gericht über die Offenheit des Android-Ladens Play Store. Google vertritt die Linie, Android sei eine offene Plattform, weil man grundsätzlich auch Apps aus anderen Läden herunterladen kann. Epic sieht diese sogenannten Sideloads dagegen stark benachteiligt: Das Herunterladen von Apps aus anderen Stores oder direkt von Webseiten sei für Nutzerinnen und Nutzer komplizierter, außerdem mache Google ihnen mit Warnungen vor möglicher Schadsoftware Angst.
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In dem Gerichtsdokument untermauert Epic diese Argumentation mit angeblichen Aussagen von Google-Führungspersonal. Eine Google-Managerin habe das Sideloading in einem Telefongespräch mit einem Epic-Manager als "miserabel" und "furchtbare Erfahrung" beschrieben. Epic solle bedenken, dass die meisten Nutzerinnen und Nutzer die dafür nötigen Schritte nicht gehen würden. Dem Dokument zufolge wollte Google mit derartigen Aussagen den Weg zu einer Sonderlösung mit Epic Games ebnen – das Telefonat muss also zu einem Zeitpunkt stattgefunden haben, als Epic Games "Fortnite" noch nicht im Google Play Store angeboten hatte.
Im April 2020 landete "Fortnite" dann doch im Play Store. Einige Monate später provozierte Epic den Rauswurf seines beliebten Spiels sowohl aus dem Play Store von Google als auch aus dem App Store von Apple. Beide Unternehmen verklagte Epic im Anschluss. Es gilt als wahrscheinlich, dass Epic gerne einen mobilen App-Store auf den beiden Plattformen anbieten möchte. Epic Games betreibt bereits einen Store mit Spielen und einigen Anwendungen für Windows.
(dahe)