E-Bikes: Sabotiert durchs Smartphone

E-Bikes, Bluetooth-Schlösser, Autos – alles mögliche koppelt sich mit dem Smartphone und funktioniert nach dem nächsten Telefon-Update nicht mehr richtig.

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Von
  • Michael Link

Vor einem platten Reifen oder einer gerissenen Kette bei meinem E-Bike habe ich keine Angst. Kann ich alles flicken. Ob ich aber mein mächtig smartes Rad nach dem nächsten großen Betriebssystem-Update meines Smartphones noch nutzen kann, bringt mich schon jetzt ziemlich ins Grübeln. Das Bike hat ein schniekes Schloss, das sich selbst per Smartphone-App entsperrt, wenn sein Herrchen – also ich! – das so befiehlt. Wie lange wird es noch gehorchen?

Ich denke an das, was mir neulich mit einem Bluetooth-Schloss an meinem Winterfahrrad passiert ist: Das musste ich aufsägen. Denn die für die gewaltlose Öffnung zuständige App war für mein neues Smartphone-Betriebssystem nicht mehr erhältlich und gleichzeitig schwächelte der Akku meines nur dafür noch in Ehren gehaltenen alten Smartphones so sehr, dass ich es zur Vermeidung ungeplanter Wohnungsbrände entsorgen musste.

Auch bei meinem Auto, gar nicht so alt, klappen nur noch die Hälfte meiner elektronischen Gizmos. Ursprünglich sollte die über mein Smartphone laufende Navigation schick auf dem Riesendisplay des Fahrzeugs angezeigt werden. Geht nicht mehr, seit mein Smartphone zu neu ist. So nutzte ich das Festeinbau-Navi als Backup, das Eingaben zwar so träge verarbeitet, wie Dreifinger-Faultiere sich bewegen, aber ich sah wenigstens die Route und Staumeldungen. Bis die UMTS-Abschaltung die Verkehrshinweise versiegen ließ. Neue Landkarten fürs mit fünf Jahren wohl steinalte Navi gibt es auch keine mehr. Auch sonst droht Ungemach: Für mein Keyless-Go-Öffnungssystem hat sich eine Sicherheitslücke gefunden, gestopft wird die nicht mehr.

Warum gibt es keine Update-Pflicht auch für smarte Technik in Autos, E-Bikes und lange haltbaren Geräten? Zurzeit harmoniert langlebige Technik wie E-Bikes und Autos einfach nicht auf Dauer mit Smartphones. Am Ende steht früher oder später ein durch ein Update forciertes Versagen, noch bevor die erwartbare natürliche mechanische Ermüdung zuschlägt. Da fällt es kaum noch ins Gewicht, dass Geräte sowieso immer öfter auch aus Mangel an so einem banalen Ersatzteil wie einem Plastikzahnrad nicht mehr repariert werden können. Schon jetzt sieht man marodierende verzweifelte Autobesitzer auf den Schrottplätzen und in Läden mit 3D-Druckern.

Was mein E-Bike angeht: Ich werde es wohl besser schnell verkaufen und mir ein weniger smartes zulegen.

Michael Link

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(mil)