iPhone mit lokalem Kinderporno-Scanning: WhatsApp-Chef nimmt Apple ins Gebet

Apples Pläne seien mit dem Privatsphärenschutz nicht zu vereinbaren, so Will Cathcart. "Es gab nie eine Pflicht, private Inhalte nach Illegalem zu durchsuchen."

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(Bild: Facebook)

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Angriff auf Apple aus der Techbranche: Will Cathcart, Facebook-Manager und Chef von WhatsApp, ist zu einem der schärfsten Kritikern von Apples neuer Funktion zum lokalen Kinderporno-Scanning auf iPhones und iPads geworden, die Teil von iOS 15 und iPadOS 15 werden soll. Seit Bekanntwerden der umstrittenen Technik greift Cathcart regelmäßig zu Twitter, um seinen Standpunkt mitzuteilen. In einem langen Thread, der am Tag nach Bekanntwerden des sogenannten CSAM-Scanning ("Child Sexual Abuse Material") gepostet wurde, nimmt er Apple in insgesamt dreizehn Tweets ins Gebet – und auch in den letzten Tagen legte er immer wieder nach.

Cathcarts zentrale Argumentation ähnelt der von zahlreichen Sicherheitsforschern: Was hier geplant ist, wird zum Dammbruch. Zwar sei es wichtig, dass gegen CSAM vorgegangen wird und Apple selbst hätte schon seit langem mehr tun sollen, so der WhatsApp-Boss. "Doch der gewählte Ansatz bringt etwas sehr Besorgniserregendes in die Welt." Statt es den Nutzern zu erleichtern, problematische Inhalte, die sie erhalten, einfach zu melden, habe Apple eine Software gebaut, die alle privaten Fotos auf dem Telefon scanne, "selbst Fotos, die Sie mit niemandem geteilt haben". Das sei "keine Privatsphäre".

PCs gebe es seit Jahrzehnten. "Es gab nie eine Pflicht, private Inhalte auf allen Desktops, Laptops und Telefonen global nach Illegalem zu durchsuchen." Das sei nicht, wie Technik, die in freien Ländern entwickelt wurde, funktioniere. Das Vorhaben sei ein von Apple gebautes und operiertes Überwachungssystem, das "sich sehr leicht zum Scannen privater Inhalte jedweder Art nutzen läst, die [Apple] oder eine Regierung kontrollieren will." Länder, in denen iPhones verkauft werden, hätten "eine andere Definition davon, was akzeptabel ist". Cathcart fragte auch, ob das System in China angewendet wird. "Welche Inhalte werden die als illegal betrachten und wie werden wir das jemals wissen?"

Der Facebook-Manager fragte außerdem, ob es möglich sei, dass die von Apple entwickelte Scanning-Software fehlerlos arbeite. "Forscher dürfen das nicht herausfinden. Warum nicht? Wie werden wir dann erfahren, wie oft das System die Privatsphäre der Menschen verletzt?" Cathcart befürchtet weiterhin, dass Spyware-Entwickler Lücken in dem System finden könnten. Tatsächlich dürfte der von der Spyware Pegasus verwendete Exploit weiterhin im iPhone stecken – zumindest hat Apple keinerlei Angaben dazu gemacht, dass das Problem behoben wurde.

Erstaunlich an Cathcarts offenen Worten ist vor allem die Tatsache, dass Facebook und seine Tochter WhatsApp in Sachen Schutz der Privatsphäre ihrer Nutzer eigentlich kein gutes Image haben – das hatte bislang Apple. Dass sich Catchcart mit seiner Kritik an dem iPhone-Konzern nun profilieren möchte, ist sicherlich ein Erklärversuch – doch seine Worte gehen deutlich weiter als übliche PR. So kündigte er etwa an, dass WhatsApp selbst ein solches Scanning-System niemals erhalten werde. Apple selbst plant bereits, es externen Entwicklern für ihre Apps zu offerieren.

(bsc)