Autobahn-App: "Teuer und nutzlos"

Die Autobahn App ist nicht so servicefreundlich wie gedacht. Sie soll 1,2 Millionen Euro gekostet haben.

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Gut gemeint, schlecht gemacht? Die Autobahn App sollte wohl nachgebessert werden.

(Bild: Autobahn GmbH)

Lesezeit: 2 Min.

Die seit drei Wochen erhältliche "Autobahn App" sollte eigentlich für Autofahrer hilfreich sein. Stattdessen erntet sie reges Missfallen. Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, spricht von einer "App ohne Mehrwert". Es sei eine Posse und ein Fall für den Rechnungshof, sagte er laut dpa.

Die Autobahn-App wurde von der Berliner Protype GmbH entwickelt und ist für Android und iOS erhältlich. Mit ihr soll es zum Beispiel möglich sein, vor der Fahrt die Streckenbedingungen abzurufen, also vor allem Informationen über aktuelle Baustellen, Unfälle, Umleitungen und Staus. Nach Eingabe einer Route werden Meldungen angezeigt; um diese interpretieren zu können, müssen Nutzer und Nutzerinnen jede einzelne anklicken. Das könnte für längere Strecken sehr mühsam sein. Mancher Nutzer vermisste in der Liste die ihm seit Tagen bekannten Baustellen.

Auch hat die App keine eigene Navigationsfunktion, sondern leitet dafür auf Google Maps oder Apples Karten-Anwendung weiter. Vor drei Wochen hieß es, die App sei als "Ergänzung zu Navigationssystemen" gedacht. Die Sucheergebnisse nach Ladestationen ist alphabetisch sortiert und nicht nach Autobahn-Kilometer.

Auch sollen sich mit der App Ladesäulen für Elektroautos finden lassen sowie auf über 1000 Live-Cams im Autobahnnetz zugegriffen werden können. Nutzer monieren allerdings, dass die Webcams nicht auf der Karte der App eingetragen seien, also der jeweilige Ortsname bekannt sein müsse, um die Bilder abrufen zu können.

Sowohl in Googles als auch in Apples App-Store wird die Anwendung mit zwei von fünf Sternen bewertet. Laut einer Auskunft der Bundesregierung auf eine Parlamentarische Anfrage hat die Entwicklung der App 1,2 Millionen Euro gekostet. In der Woche nach der Veröffentlichung sei sie rund 180.000 Mal heruntergeladen worden.

Die Autobahn GmbH ist seit Anfang dieses Jahres für die Verwaltung der Autobahnen in Deutschland zuständig. Zu ihren Zielen gehören weniger Staus auf Autobahnen, effektivere Arbeit auf den Baustellen und sauberere Toiletten an den Rastplätzen. Die Straßenbau-Verantwortlichen und -Mitarbeiter der Autobahn GmbH machten in den letzten Tagen mit einer "Turbobaustelle" von sich reden: Ein 4 km langes Stück der Autobahn A2 zwischen Hämelerwald und Peine wurde innerhalb von 90 Stunden komplett saniert.

(anw)