KI soll den Leistungsabfall von Seniorsportlern vorhersagen

Forscher an der Saar-Uni haben zusammen mit Kollegen einen Algorithmus entwickelt, der prognostizieren kann, wann Sportkarrieren enden.

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(Bild: Clique Images / Unsplash)

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Mit zunehmendem Alter lässt die Leistungsfähigkeit von Sportlern nach – so viel scheint festzustehen. Doch wann genau dies passiert und wie die konkreten Abläufe sind, ist kaum erforscht. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Bergita Ganse, Professorin in der Fachrichtung Chirurgie der Universität des Saarlandes in Homburg hat nun zusammen mit Teams an der RWTH Aachen und der TU Darmstadt ein Verfahren entwickelt, das künstliche Intelligenz einsetzt, um den Abfall körperlicher Leistungsfähigkeit von Seniorsportlern zu prognostizieren.

Man habe sich gefragt, ob es gelingen kann, "die Leistungsfähigkeit eines Sportlers bis ins Seniorenalter hinein prognostizieren zu können, und zwar mit einer einzigen Messung", so Ganse. Interessiert war man zudem an frühen Vorhersagen. "Sind beispielsweise Sportler, die in jüngeren Jahren bessere Leistungen als andere erbrachten, auch im Alter leistungsstärker?", so die Werner-Siemens-Stiftungsprofessorin für innovative Implantatentwicklung.

Der Algorithmus der Wissenschaftler basiert – wie heutzutage so häufig in der KI – auf maschinellem Lernen. "Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, die zukünftige Leistungsabnahme eines Sportlers auf der Grundlage Maschinellen Lernens mit nur einem Ausgangspunkt präziser vorherzusagen als mit bisherigen Methoden", so Ganse. Der Datensatz der Forscher stammt aus Schweden: Das Team aus Aachen, Darmstadt und Homburg nutzte die gesammelten Informationen von rund 5500 Leichtathleten aus der sogenannten Swedish-Veteran-Athletics-Datenbank. Hier seien insgesamt über 20.000 Datenpunkte verzeichnet.

Untersucht wurde allerdings nur eine Disziplin: das Laufen. Der Grund: Hier haben sich die sportlichen Regeln fast nicht verändert, was die Daten, die aus einem Zeitraum von insgesamt 100 Jahren stammen, vergleichbar macht. Läufer liefen 100, 200, 800 Meter, egal, ob sie 23, 40 oder 70 Jahre alt sind, so die Forscher.

Mit der Datenbank war es möglich, einen Algorithmus zu trainieren, der anhand früher Werte solche für das Alter vorhersagen konnte. Interessanterweise zeigte sich, dass Menschen, die in jungen Jahren vergleichsweise schlechte sportliche Leistungen zeigen, später auch einen geringeren Leistungsabfall hatten. Sehr leistungsstarke, junge Athleten waren stärker von einem Leistungsabfall betroffen, genauso wie bei älteren Sportlern mit geringer Ausgangsleistung. Die niedrigste Abnahmerate wurde bei leistungsstarken Athleten mit hohem Ausgangsalter registriert.

Ganse & Co. glauben, dass hohe sportliche Leistung mit hohem Ausgangsalter für ein "kontinuierliches, lebenslanges Engagement in anderen Sportarten" steht – oder auch aus einer Kombination von gesunder Ernährung und guter genetischer Konstitution. Die zentrale These der Forscher: Wer noch in fortgeschrittenerem Alter eine Top-Zeit in seiner Disziplin läuft, bleibe auch in noch höherem Alter leistungsfähiger als seine Altersgenossen. "Es lohnt sich also auch im fortgeschrittenen Alter noch, mit dem Sporttreiben anzufangen."

(bsc)