Corelliums iOS-Virtualisierung für Apple kein "Fair Use" – Berufung eingelegt

Apple führt den Rechtsstreit gegen die Sicherheitsfirma Corellium fort – kurz nachdem diese aufgerufen hat, das umstrittene iPhone-CSAM-Scanning zu überprüfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen

(Bild: Apple-Klage gegen Corellium)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Apple ficht eine Gerichtsentscheidung an, die die Virtualisierung von iOS zur Sicherheitsforschung zum "Fair Use" erklärt hat: Der Konzern hat am Dienstag vor dem zuständigen US-Gericht Berufung gegen das Urteil eingelegt (Apple vs. Corellium, Aktenzeichen 9:19-cv-81160, United States District Court – Southern District of Florida). Apple hält die von Corellium als Cloud-Dienst angebotene Virtualisierung von iOS für eine "klare Copyright-Verletzung" und zog vor zwei Jahren gegen die Sicherheitsforscher vor Gericht – offenbar nachdem eine Übernahme gescheitert war.

Bei der zur Sicherheitsforschung angebotenen iOS-Virtualisierung handele es sich um eine "illegale Kopie" des geschützten Betriebssystems sowie der zugehörigen Apple-Apps, hieß es in der ursprünglichen Klage. Corellium bilde nicht nur "virtuelle Versionen" von iPhones nach, sondern auch den "zugrundeliegenden Computer-Code", ohne dafür eine Lizenz zu besitzen.

Das Gericht wies den Vorwurf im vergangenen Dezember zurück, das Virtualisierungs-Tool sei "transformativ" und nicht nur eine "umverpackte Version" von iOS in einer virtuellen Maschine, schrieb der Richter in der Entscheidung in erster Instanz.

Corellium hat Sicherheitsforscher Anfang der Woche dazu aufgerufen, Apples umstrittenes lokales iPhone-Scanning auf Missbrauchsmaterial zu überprüfen – und Gelder dafür in Aussicht gestellt. Einen Tag später legte Apple Berufung ein und setzt den Rechtsstreit gegen die Firma damit fort.

Um Bedenken in Hinblick auf das lokale CSAM-Scanning auszuräumen, verwies Apple mehrfach darauf, dass sich das System durch Sicherheitsforscher prüfen lasse, da es lokal auf iPhones vorliege. Die iOS-Geräte sind allerdings stark abgeschottet, um tiefen Einblick zu erhalten, benötigt man einen Jailbreak, ein nur von Apple unter strikten Bedingungen herausgegebenes gerootetes iPhone oder ein Tool wie die von Corellium angebotene Virtualisierung. Apple solle nicht so tun, als könnten Sicherheitsforscher die Sicherheitsversprechen des Konzerns prüfen und zugleich versuchen, "solche Sicherheitsforschung illegal zu machen", betonte Corellium-Chefin Amanda Gorton gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Apple und Corellium hatten sich kurz davor erst außergerichtlich geeinigt, Details zu dem Settlement wurden nicht genannt. Es deckt offensichtlich nur den Teil der Klage ab, in dem Apple der Sicherheitsfirma vorwarf, mit dem Dienst auch das DRM-Umgehungsverbots unter dem Digital Millenium Copyright Act (DMCA) zu verletzen. Das Vorgehen war von Sicherheitsforschern bereits scharf kritisiert worden, Apple wolle damit letztlich allgemeine Software-Tools illegal machen, falls sich diese möglicherweise auch zur Entwicklung eines iPhone-Jailbreaks einsetzen lassen, warnten Bürgerrechtler.

(lbe)